Wer im Oktober bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises dabei war, hat gemerkt: Das war historisch! Kim de l’Horizon wurde für den Roman „Blutbuch“ ausgezeichnet und steht gleichzeitig für eine junge Generation mit ihren ganz eigenen ästhetischen und ethischen Antworten auf die vielfachen Fragen der Gegenwart. Was dieses Buch so besonders macht, sind aber nicht nur neue Wege, sondern auch deren Anbindung an einen literarischen Echoraum, in dem Herta Müller und Yoko Tawada klingen, Carolin Emcke, Ursula K. Le Guin und viele andere, die zeigen: Kim de l’Horizon hat „Blutbuch“ ein ganzes Leseleben eingewebt.

Mit Pascale Schreibmüller aka DJ Scarlett hat Kim de l’Horizon eine Form entwickelt, den Roman auf der Bühne weiterzuführen. Denn dieses Buch geht an die Grenzen von Erzähltraditionen, Körpern und Sprache. Und von dort, wo die Sprache nicht mehr sprechen kann, kommen DJ Scarletts Sounds und betten die Zuhörenden in ein Erlebnis, das sprengt und bestrickt und die Performer:in Kim zum Singen bringt. Sich kritisch über den Ist-Zustand zu verständigen, kann zu einer sinnlichen und freudvollen Erfahrung werden. Oder, wie die beiden Künstler:innen schreiben: „Durch unseren auf der Bühne vermorphten Körper plätschert das Zerfließen der Geschlechter, wummern die sphärischen Hexensprüche, knistert es gefährlich und verlockend unter den konventionellen Geschichten.“ – Ein „Witchy Ritual“, das zum Kern von Literatur und Kunst überhaupt führt: „Dorthin, wo Sprache sich selbst verlässt.“

In Kooperation mit Queeres Zentrum Mannheim e.V.