Die Lücke in der Mauer. Mannheimer Solidaritäts-Abend für politisch Verfolgte mit Doğan Akhanlı
6. März 2018
Dienstag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
„Brotkrümelklein“ sei er 1987 gewesen, nachdem er als politischer Häftling zweieinhalb Jahre im Militärgefängnis in Istanbul eingesessen hatte, schrieb der Schriftsteller Doğan Akhanlı. Da lebte er schon in Köln und war deutscher Staatsbürger, was ihm aber gegen die türkischen Machthaber nichts nützte: 2010 wurde er bei einem Familienbesuch in Istanbul erneut verhaftet. Er hatte in seinem Roman „Die Richter des Jüngsten Gerichts“ über den Völkermord an den Armeniern geschrieben und sich auch in seiner außerliterarischen Arbeit für die Menschenrechte eingesetzt. Die türkische Regierung inszenierte eine juristische Farce.
Wohl auch durch den Druck der Kölner Bürgerinnen und Bürger wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen und konnte nach Köln zurückkehren. Das schlimme Machtspiel ging 2017 in eine weitere Runde, als Doğan Akhanlı während eines Urlaubs in Spanien zwei Monate festgesetzt wurde, weil die Türkei seine Auslieferung verlangte. Akhanlı nutzte die Zeit, wie es Schriftsteller tun. Er schrieb ein Buch: „Verhaftung in Granada oder Treibt die Türkei in die Diktatur“. Mit Insa Wilke spricht er über die Schwierigkeit, Gewalterfahrungen in Sprache zu verwandeln und über sein Mitgefühl für die politisch Verfolgten in aller Welt, die keine Öffentlichkeit haben und keine Unterstützung. Ihnen ist dieser Abend gewidmet, für sie lesen Birgitta Assheuer und Isaak Dentler Texte von Gefangenen und für die Freiheit.