Broken German. Tomer Gardi öffnet geschlossene Sprachzimmer
27. Februar 2017
Montag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
„Wir machen geschlossene Besenkammer Türen auf“. So beschreibt Tomer Gardi die Aufgabe seiner Zunft. „Neue Weltliteratur“ der ganz eigenen Art hat er mit seinem zweiten Roman „Broken German“ geschrieben. Tomer Gardi wurde 1974 in Israel geboren, hat als Kind einige Jahre in Wien, als Student eine Weile in Berlin gelebt und im Frühjahr von sich reden gemacht. Da hat er beim Ingeborg Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt einen Ausschnitt aus dem Manuskript von „Broken German“ gelesen und die Jury ganz schön ins Schwitzen gebracht. Dieses Buch ist nämlich tatsächlich in gebrochenem Deutsch geschrieben, was Sinn macht: Es wird von einem israelischen Mann erzählt, der eben kein Muttersprachler ist. Dieser Mann berichtet von einer Reise nach Berlin mit seiner Mutter, er erzählt von einem Koffertausch und Kleiderwechsel und einem Mord im jüdischen Museum, er hält eine Rede vor einer Akademie und muss schließlich vor dem Mob der Gebildeten fliehen und er erzählt von Menschen wie Radili, einem jungen Mann unbestimmter Herkunft, der hoffnungslos einsam durch Berlin treibt und versucht, dort irgendwie einen Platz für sich zu finden. „Broken German“ ist ein trauriges, abgründig kluges und provokatives und immer wieder auch absurd-komisches Buch. Wenn es um die Zukunft der Literatur und der Gesellschaft geht, wird man an diesem Autor und seinem „Broken German“ nicht vorbei können. Durch den Abend führt Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin der Zeitschrift „Kulturaustausch“.