Eine Stimme muss sprechen, schrieb Roland Barthes. Rebekka Bakken, 1970 in Oslo geboren, ging nach einem abgebrochenen Philosophiestudium Mitte der neunziger Jahre nach New York, um ihre Stimme nicht im klassischen Sinne auszubilden, sondern im Mutterland des Jazz zu entwickeln. Aus der Reibung von Musik und Sprache entstand bei ihr im Laufe der Zeit ein unverwechselbarer Ton, der ihre eigenen Songs prägt und der von ihren Songs getragen wird. Ob als Sängerin mit dem Trio der Pianistin Julia Hülsmann – also näher am klassischen Jazz – oder auf ihren pop- und folkorientierten Soloalben: Ihre Stimme hat Charakter, der nicht von den Genres geformt wird, sondern der die verschiedenen Stile wiederum markant den eigenen Vorstellungen anverwandelt. Wie bei vielen Sängerinnen, die in den letzten Jahren aus Skandinavien kommend für Furore sorgten, ist auch bei Rebekka Bakken eine unorthodoxe Haltung dem Jazz gegenüber zu spüren. Sie selber sieht sich nicht als Jazz-Sängerin, sondern als Singer-Songwriter. Ihre Einflüsse sind mannigfaltig, ihr vokaler Ansatz äußerst variabel. Als junge Frau, erklärte Bakken einmal, wollte sie herausfinden, was sie mit ihrer Stimme anstellen könne. Heute ist die Stimme für sie ein Instrument. Letztlich geht es nämlich darum: Man muss mit ihr etwas ausdrücken – die Stimme muss sprechen.
Rebekka Bakken: voc; Börge Petersen-Överleir: g; Rune Arnesen: dr; Lars Danielsson: b; Mathias Leber: p