„Wenn Roger Willemsen spricht, formuliert er immer auch eine Haltung zur Welt“ – das schrieb Insa Wilke letztes Jahr über Roger Willemsens Auftritt beim Enjoy Jazz-Festival. Tatsächlich gibt es kaum jemanden, bei dem Form und Inhalt, Begeisterungsfähigkeit und das Wecken von Begeisterung, sinnliche und geistige Durchdringung des betrachteten Objekts so Hand in Hand gehen: „Er vermittelt die Lust am Moment, hat die Begabung, reine Traurigkeit, reine Freude zu zeigen, die andere in der Kindheit zurücklassen.“ All diese wunderbaren Eigenschaften des begnadeten Redners und Zuhörers konnte man in den letzten Jahren in seiner Enjoy Jazz-Reihe „My Favorite Things“ miterleben. Drei Stunden lang (oder gar noch länger) tut Roger Willemsen nichts anderes als seine Lieblings-Jazzplatten vorzuspielen – und dazu Geschichten, Anekdoten, Musikhistorisches zu erzählen. Es ist inzwischen ein Jour Fixe des Festivals: eine Zusammenkunft von Gleichgesinnten, die sich begeistern, anregen, in die Musik entführen lassen wollen. Willemsen spricht so genau, so einfühlsam über Jazz, dass man den Klang des nächsten Stückes schon hören kann, bevor der Song aus den Verstärkern schallt. Eines ist also klar: Dieser Abend wird nachklingen. Und am nächsten Tag wird man unweigerlich mit einer langen Titel-Liste den CD-Händler seines Vertrauens aufsuchen…

Playlist:
Quincy Jones/Mervyn Warren: Messiah. A Soulful Celebration. Patti Austin
Coltrane: Little Old Lady (The Heavyweight Champion 2), track12.
Charlie Parker: Parker’s Mood. Oh Lady, be good.
Lennie Tristano: Requiem. Lennie Tristano.
Sonny Rollins: How Are Things in Glocca Morra. Sonny Rollins. Volume One
Lester Young: That’s All. Mastertake. Complete Studio Recordings. CD 4, track 5
Gil Evans: Big Stuff.  Gil Evans plus Ten. 
Michel Petrucciani: Lullaby. The Blue Note Years
Stephane Grappelli: I Want to Be Happy. Improvisations
Milt Jackson: Nature Boy. Birthday Celebration CD 1