Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Sammy Deluxe

25. November 2004
Donnerstag

Einlass 20:00
Beginn 21:00



Veranstalter: Tocopilla Events / Café Central

Für diese Veranstaltung kein Onlineverkauf möglich!
Verdammtnochma!
Samy Deluxe, erfolgreichster Solokünstler des deutschen HipHop, legt mit „Verdammtnochma!“ sein zweites Soloalbum vor. Und das hat’s wahrlich in sich und bietet „mehr Beats, mehr Bass und mehr Texte/mehr Liebe, mehr Hass und mehr Message“, wie es in „Mehr Rapshit (WOW)“ heißt. 22 Tracks, an denen sich die Konkurrenz die Zähne ausbeißen wird und die nicht selten tief ins Fleisch schneiden. Samy ist nicht nur ein Rebell aus guten Gründen, sondern vor allem ein Rebell mit tausend schlagfertigen Argumenten. Seine rastlose Gedankenflut ist in Rhymes gebündelt, die so kompakt und konzentriert sind, dass kaum Platz zum Durchatmen bleibt. Es ist schon höchste Konzentration erforderlich, um all die schonungslosen Lippenbekenntnisse und beherzten Wortspiele, all die ins Schwarze treffenden Spitzen und die Selbstbild wie Weltbild prägenden Ansichten mit einem Mal zu verarbeiten. „Verdammtnochma!“ ist definitiv ein Album mit Langzeitwirkung. Verbal ein gigantisches Monster, entpuppt sich „Verdammtnochma!“ produktionstechnisch als vielköpfige Hydra. „Ich kann kein Wasser zu Wein machen, doch Lieder zu Gold/und küsse niemals einen Hintern, ich hab viel zu viel Stolz“ („Ha Ha Ha“). Kompromisslosigkeit ist und bleibt bei Samy Deluxe ehernes Gesetz.
Gerade die beeindruckende Liste der beteiligten Produzenten offenbart, dass Samy sein Album auch musikalisch so abwechslungsreich wie nur möglich gestaltet hat. Neben den beiden alten Weggefährten Dynamite und Tropf finden sich hier bewährte Kräfte aus Deutschland wie DJ Desue und DJ Rocky. Baby Dooks, Rob-Easy und Kaos sind ebenso dabei wie Heatmakerz und J-Luv. In Detroit hat Samy mit Wajeed (aus dem Slum Village Umfeld) gearbeitet und dort auch mit Jewels ein frisches Talent aufgetan. In New York sind es Blitz und Diamond D. von Megahertz, die mit den Beats der Single „Zurück“ respektive dem selbstreflexiven „Blick zurück“ zu dem international renommierfähigen Sound des Albums beitragen. Ganz gleich, ob ein phantastischer Battle mit Afrob („Champions“), ein galanter Ladies-Track mit Vibe („Warum“), ein in Soul getränkter Blick auf die Kehrseite des Ruhms mit J-Luv („Manchmal“) oder ein Teamgeist beschwörendes Old-School-Drama mit den Headliners („Bereit“), Samy versteht es ebenfalls, die Features seines Vertrauens gekonnt in Szene zu setzen. Selbst für Reggae („Es ist wahr“), Drum’n’Bass („Einfach ich“) und Jack Swing („PDSA“) ist auf diesem vielgestaltigen Album Platz. Samy ist längst nicht mehr der vom reinen Egotrip geprägte Rapper. Der Hamburger Superstar ist merklich gereift, nachdenklicher und pflichtbewusster geworden. Jetzt propagiert er auch mal den Rückzug ins Privatleben, macht seinem Unmut über das Leben in Deutschland Platz („Denk“), geht aber auch mit seiner eigenen Generation hart ins Gericht („Generation“).
Samy Sorge, so der bürgerliche Name des 1977 in Hamburg Geborenen, wächst nicht unter den einfachsten Umständen auf. Sein sudanesischer Vater trennt sich von seiner Mutter, da ist Samy gerade mal zwei Jahre alt. Schon als Jugendlicher begeistert sich Samy für englischsprachige Rapmusik, weniger jedoch für die Schule, die er ebenso abbricht wie seinen anschließenden Zivildienst. Sein freidenkerisches Wesen lebt der Autodidakt lieber in seiner Musik aus. Gemeinsam mit DJ Dynamite und Tropf gründet Samy Mitte der Neunziger die Formation Dynamite Deluxe. Das legendäre Eimsbush Basement wird auf Jahre zum Hauptquartier. Erster Live-Auftritt in Hannover beim „Battle Of The Year“ des Jahres 1995. Zwei Jahre später erscheint das legendäre „Dynamite Deluxe Demo“, ein Tape mit acht Tracks, das im Zuge von gemeinsamen Tourneen mit Absolute Beginner und Fünf Sterne Deluxe 10.000 Abnehmer findet. Die 500er-Vinylauflage der 12“ „Pures Gift“ ist sogar innerhalb eines Wochenendes vergriffen. Und so wundert es nicht, dass Samy Deluxe als einer der schlagfertigsten Battle-MCs überhaupt auf allen wichtigen HipHop-Alben („Bambule“ von Absolute Beginner, „Sillium“ von Fünf Sterne etc.), die Ende der Neunziger aus Hamburg kommen, mit einem Feature vertreten ist.
Dynamite Deluxe werden entsprechend hoch gehandelt und ihre 1999 erschienene CD-Maxi „The Classic Vinyl Files“, erschienen auf Groove Attack, ist eine glänzende Visitenkarte für einen Major-Deal. EMI macht das Rennen und veröffentlicht im Jahr 2000 das Debütalbum „Deluxe Soundsystem“, dem der direkte Sprung auf Platz vier der deutschen Charts gelingt. Die sechsstelligen Verkaufszahlen und der Erfolg der Singles „Ladies And Gentlemen“, „Grüne Brille“ und „Wie jetzt“ besiegeln den Aufstieg in die Erste Liga. Samy Deluxe nimmt sich die Freiheit, mit der Styleliga, einem lockeren Verbund Hamburger HipHop-Musiker, unter seinem Pseudonym Sam Semila weitere exzellente Tracks auf diversen EPs und Compilations zu veröffentlichen. So entsteht ein wunderbar funktionierendes Netzwerk zwischen Underground und Mainstream. Dynamite Deluxe ist es gelungen, straighten und unverblümten HipHop in Deutschland massentauglich zu machen. Nichtsdestotrotz gehen Samy, Dynamite und Tropf bald künstlerisch getrennte Wege, bleiben aber in Kontakt.
Der nächste folgerichtige Schritt ist das erste Soloalbum „Samy Deluxe“, das im Jahr 2001 erscheint, direkt auf Platz zwei geht und mit Gold ausgezeichnet wird. Mit wenigen Features ausgestattet, zeigt sich hier ein enorm gereifter Rapper, der mit sonorer Stimme und überbordendem Humor nicht nur sich selbst feiert, sondern auch packende Milieustudien und beißende Gesellschaftskritik liefert. Die Single „Weck mich auf“ zeichnet ein düsteres Bild von Deutschland und gehört zu den provokantesten Songs, die jemals in deutscher Sprache erschienen. Unterstützt von einem kongenialen Schwarzweißvideo, avanciert „Weck mich auf“ zum Top-Hit und sorgt mit dafür, dass Samy Deluxe im Februar 2002 mit dem ECHO als erfolgreichster HipHop-Künstler Deutschlands ausgezeichnet wird. Mit den Live-DJs Mixwell und Ben Kenobi gibt Samy Deluxe weiterhin auf allen hiesigen HipHop-Stages den Ton an.
Der nächste Karriereschritt kommt recht unerwartet: „Wer hätte das gedacht?“ heißt sinnigerweise das Album von ASD – das Kürzel für die beiden Rapper Afrob und Samy Deluxe. Was bei anderen Musikern oft nur Wunschdenken bleibt, haben die beiden Freunde, die sich zuvor bei dem antirassistischen Benefiz-Projekt Brothers Keepers und der „Four Fists“-EP gemeinsam hervorgetan hatten, mit Elan in die Tat umgesetzt. Die beiden Rapper aus Stuttgart und Hamburg heuern für die Produktion nicht nur hiesige Koryphäen wie DJ Desue und DJ Rocky an, sie fliegen auch in die Staaten, wo sie sich unter anderem bei Diamond D in New York, bei Wajeed in Detroit und Teamheet Productions in Philadelphia erstklassige Beats besorgen. Der verbale Schlagabtausch zwischen Afrob und Samy sorgt für Begeisterung: Das Album debütiert auf Platz fünf der Charts und hält sich zehn Wochen lang dort auf. Für den Videoclip zur Single „Sneak Preview“ fliegen Afrob und Samy nach Namibia. Auch die ASD-Tournee durch Deutschland ist ein voller Erfolg.
Samy Deluxe hat inzwischen auch sein eigenes Label aufgemacht: Deluxe Records. Hier entsteht ein weiteres Forum für die nachwachsende Generation. Die Headliners, ein HipHop-Trio aus Hamburg, sind die ersten, die auf diesem Label unter Vertrag genommen werden. Damit nicht genug, veröffentlicht Samy auf dem Mix-Tape-Label „Hamburg’s Finest“ all jene Freestyle-Werke, die in seinem Soloschaffen nicht berücksichtigt werden. Last but not least, veranstaltet Samy mit Freunden auch noch den Bounce Club. Diese heißen DJ-Clubnächte mit Samy, Mo Manni, Robsta, Yo-zef, Dynamite & Co. finden im Hamburger Club Echochamber statt. Samy Deluxe an allen Fronten. Nachdem die Single „Zurück“ auf Platz 22 der deutschen Charts eingestiegen ist, ist es nun an den 22 Tracks von „Verdammtnochma!“, die Charts zu erobern. Doch kommerzieller Erfolg ist nicht alles, schließlich liegt hier ein Album vor, das in jedem Moment brilliert und vor allem inspiriert. Und Inspiration lässt sich kaum in Zahlen messen.
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