Enjoy Jazz Encore: SWR NEWJazz Meeting
21. November 2021
Sonntag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
Die aus San Francisco stammende 23-jährige Vibrafonistin Sasha Berliner bricht auf, um ihrem Instrument neue Impulse zu geben. Berliner ist die erste Frau, die von den Kritikern des amerikanischen Jazzmagazins „Down Beat“ in der Kategorie „Rising Star Vibraphone“ auf den ersten Platz gewählt wurde. Mit damals 21 war sie in der Geschichte des Polls die jüngste Person, die das geschafft hat. Heute ist Sasha Berliner eine kreative Kraft der jungen kreativen Brooklyner Szene, die zum einen fest in der experimentellen Musikwelt verankert ist und zum anderen tief in der Jazztradition steht.
Sasha Berliner hat sich auch einen Namen als Aktivistin gemacht, die sich gegen Misogynie und Rassendiskriminierung einsetzt. Aufsehen erregte ihr Blog „An Open Letter to Ethan Iverson (And the Rest of the Jazz Patriarchy)“ 2017. Die Amerikanerin reagierte damit auf ein Interview, das der Jazz-Blogger Ethan Iverson mit dem Keyboarder Robert Glasper geführt hatte. Glasper hatte darin Frauen ein undifferenziertes Hörvermögen bescheinigt. Diese Wertung wies Berliner scharf zurück und schilderte eigene Erlebnisse von Diskriminierung, die sie als Musikerin wegen ihres Geschlechts erlebt hat. Ihr Artikel trat in der Jazzwelt eine mediale Welle los, in der auch andere Künstlerinnen von ihren Erfahrungen mit Diskriminierung in der Jazzwelt berichteten. Amerikanische Zeitungen und Zeitschriften griffen das Thema auf, diskutierten Misogynie und Sexismus im Jazz. Im Verlauf der Debatte musste die renommierte Bostoner Jazzschule, das Berklee College, zugeben, dass sie elf Fakultätsmitglieder stillschweigend entlassen hatte – wegen sexueller Übergriffe.
Sasha Berliner ist in einer musikbegeisterten Familie in San Francisco aufgewachsen. Ihr Vater spielt Elektrobass und stand an der Schwelle zu einer Profi-Karriere. Mit 8 begann sie Schlagzeug zu spielen. Bald regte sich in ihr der Wunsch, ein Musik-Gymnasium zu besuchen. Das Problem war nur, dass es viele Bewerber:innen für das Fach Schlagzeug gab. Eine Freundin riet ihr: „Wenn Du der Aufnahme-Jury klarmachst, dass Du auch etwas von Skalen und Akkorden verstehst, nehmen sie Dich vielleicht.“ Deshalb nahm Berliner zum Vorspiel ein Xylofon mit, auf dem sie gerade mal ein paar Tonleitern spielen konnte. Die Audition verlief zunächst wenig erfolgreich. „Leider haben wir im Fach Schlagzeug nichts für Dich.“, hieß es, „Aber Du spielst ja Xylofon. Vorschlag: Wir haben noch einen Platz in der Klasse für Vibrafon frei.“
„Vibrafon? Was ist ein Vibraphon?“, antwortete Berliner. „Ich kannte das Instrument überhaupt nicht.“ erinnert sie sich heute. „Aber ich nahm das Angebot an. Nach kurzer Zeit habe ich mich in das Instrument total verliebt.“
2016, mit 18, zog Sasha Berliner nach New York, um an der New School Jazz bei Stefon Harris zu studieren. Einen ersten Schub erhielt ihre Karriere, als sie den Rising Star Jazz Award von Letter One gewann. Verbunden war der Preis mit Auftritten bei 10 großen renommierten Jazzfestivals in Amerika und Kanada, darunter beim Iowa Jazz Festival und dem Montreal Jazz Festival. Mit ihrer CD „Azalea“ legte sie 2020 ihr zweites Album unter eigenem Namen vor. Aktuell ist Sasha Berliner festes Mitglied im Sextett des visionären Schlagzeugers und Komponisten Tyshawn Sorey. Eine weitere CD als Bandleaderin wird sie mit dem Schlagzeuger Marcus Gilmore und dem Keyboarder James Francies 2022 veröffentlichen.
Was ihr Vibrafonspiel angeht, sieht sich Sasha Berliner als Teil eines Kontinuums, das vor allem von eindrucksvollen afro-amerikanischen Spielern geprägt ist. Ihre größten Helden sind Bobby Hutcherson, „wegen seines ungeheuren stilistischen Facettenreichtums und des großen Freiraums, mit dem er spielt“, und Steve Nelson, „weil er es schafft, seine Gefühle auf dem ganzen Instrument auszuschütten“. Aber auch Gary Burton mit seiner sensationellen Vier-Schlegeltechnik nennt Sasha Berliner als Inspiration.
Sasha Berliner hat eine enorme Fähigkeit entwickelt, das Vibrafon – ein manchmal störrisches Instrument – zu emotionalisieren und zu intellektualisieren, es vielschichtig leuchten und strahlen zu lassen. Gelegentlich spielt sie auch eine elektronische Variante, das MaletKAT, eine Art Vibrafon-Synthesizer.
Sasha Berliner wird sich mit einer Band vorstellen, die sie sich eigens für das SWR NEWJazz Meeting gewünscht hat: Kalia Vandever ist eine us-amerikanische Posaunisten mit philippinischen Wurzeln, die ihrem Instrument – auch mit elektronischen Mitteln, mit Pedals und Loops – neue Ausdruckformen erschließt. Der Gitarrist Matt Sewell ist festes Mitglied der energiegeladenen Band E-Collective des Trompeters Terence Blanchard. Den Schlagzeuger Michael Ode kennt man als Groove-Zauberer in den Bands von Joey De Francesco und Theo Croker. Bassist Max Gerl hat mit Stanley Clarke, Tia Fuller und Chris Cheek gearbeitet.
Hier ein VIDEO, für alle, die vorab mal reinschauen wollen.
Sasha Berliner, Kuratorin, Vibrafon, MaletKAT
Kalia Vandever, Posaune, Electronics
Matt Sewell, elektrische Gitarre
Max Gerl, Kontrabass, Elektrobass
Michael Ode, Schlagzeug
Ihre Eintrittskarte mit dem aufgedruckten VRN-Kombi-Ticket-Logo ist gleichzeitig eine Fahrkarte für den Verkehrsverbund Rhein-Neckar am Veranstaltungstag.
Unsere Gäste benötigen für diese Veranstaltung:
– den Nachweis über eine vollständige Impfung (mind. 14 Tage nach der zweiten Impfung)
– ODER eine Genesenen-Bescheinigung (nicht älter als 6 Monate)
– eine medizinische Atemschutzmaske, die während der Veranstaltung zu tragen ist
– Registrierung vor Ort per Luca-App oder Anmeldeformular (HIER auch als Download)
Eine Garderobe wird es derzeit aus Hygiene-Gründen nicht geben.