Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Kampf dem Lärm. Ein Abend für den Querulanten Theodor Lessing

26. Februar 2020
Mittwoch

Einlass 19:00
Beginn 20:00



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Halle 2019. Wer damit nicht gerechnet hat, hat die brennenden Häuser und Heime in den 90er Jahren nicht gesehen, hat die Morde des NSU und seine Unterstützer nicht wahrgenommen, nicht die Wahlergebnisse der letzten fünf Jahre und nicht, wie wieder geredet wird. Zeit für einen Rückblick und einen Abend für jemanden, der zu den ersten jüdischen Opfern der Nationalsozialisten gehörte: Theodor Lessing. Der Philosoph, Kulturkritiker und Journalist wurde 1872 in Hannover geboren, ging 1933 ins tschechische Exil und wurde am 31. August 1933 in Marienbad von drei nationalsozialistischen Attentätern erschossen. Lessing war ein schwieriger, streitlustiger Kopf. 1910 griff er einen Kollegen mit einer scharfen Satire an, die auch antisemitische Klischees nutzte. Darauf reagierten Prominente wie Stefan Zweig mit einer Unterschriftensammlung gegen ihn. Thomas Mann schrieb den Essay „Der Doktor Lessing“ und griff dafür selbst ins antisemitische Schmutzfach. Während des Ersten Weltkriegs machte Lessing sich mit der Antikriegsschrift „Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen“ unbeliebt, die auch erst 1919 erscheinen durfte. Es folgten Texte wie „Die verfluchte Kultur“, eine kritische Charakterstudie über Paul von Hindenburg und seine Berichte über den Prozess gegen den Serienmörder Fritz Haarmann, in dem er die Polizeiarbeit angriff. Lessing war ein Querulant und keiner, der sich den Mund verbieten ließ. Er dachte eine Philosophie der Tat und lebte sie auch als Kulturkritiker. Durch Sprache griff er ein, auf eine Weise, die noch heute etwas mit unserer Zeit zu tun hat: „Der Lärm. Eine Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens“ heißt ein Text von ihm, „Gegen die Phrase vom jüdischen Schädling“ eine andere. Aber auch Tiere fingen seine Aufmerksamkeit. „Die Hyäne“ ist ein Lieblingstext von Markus John, der vollkommen entflammt letztes Jahr mit der Idee eines Lessing-Abends zu uns kam. Hier ist er nun. Musikalische Akzente setzt der Mannheimer Künstler Ziggy Has Ardeur.


Markus John © Christian Spielmann


Ziggy Has Ardeur © Ziggy Has Ardeur