Heimat I. Gisela Friedrichsen und Annette Ramelsberger diskutieren die NSU-Protokolle. Özlem Özgül Dündar liest.
1. März 2019
Freitag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
Auch das ist Heimat: Verbrechen, die so nur in Deutschland stattfinden konnten. Zehn Menschen wurden in den Jahren 2000 bis 2007 ermordet. Mit Wissen des Staates? Infolge der laxen Reaktion auf die Brandanschläge von Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen in den 90er Jahren? „NSU“ ist nicht nur die Chiffre für eine rechtsradikale Terrorgruppe, die mehr als zehn Jahre ungehindert ihr Unwesen treiben konnte. Mit diesen drei Buchstaben ist auch die Frage verbunden, warum die Bevölkerung so zurückhaltend reagiert hat, als das Ausmaß der Verbrechen 2011 bekannt wurde. „NSU“ – dahinter steht auch der größte Gerichtsprozess der Nachkriegsgeschichte, der erst im Juli 2018 endete. Mehr als fünf Jahre versuchte das Gericht, den Tathergang zu ermitteln, Schuld festzustellen und zu klären, von wem die Täter unterstützt wurden.
Die Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger war vom ersten Tag an dabei und hat mit Kolleginnen und Kollegen ihre Mitschriften veröffentlicht, die sie während der 437 Prozesstage täglich angefertigt hat: 2000 Seiten bittere deutsche Geschichte der Gegenwart. Doris Akrap (taz) bringt Annette Ramelsberger mit ihrer Kollegin Gisela Friedrichsen, Deutschlands erfahrenster Gerichtsreporterin ins Gespräch. Die Schriftstellerin Özlem Özgül Dündar rahmt den Abend mit ihren Texten, in denen fiktive Opfer rechtsextremistischer Gewalt sprechen.