Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Blinker

Sommerbühne

8. August 2019
Donnerstag

Beginn 20:00



Open Air / Eintritt frei

Man sollte sich trauen, den Mund aufzumachen. Sollte Fragen stellen, kritisch sein und wach. Das tut er in all seiner erzählerischen Verdichtung definitiv: BLINKER.

Der Musiker hat riskiert und hängt da jetzt ziemlich tief drin, wie er selbst sagt. Gut so, denn das bedeutet auch ein Batzen an überzeugender Echtheit. BLINKER, der meint es ernst. Genau das lässt sich nun auf seiner EP BLICKE nachhören. Seine Mitmenschen und sich selbst beobachtend, will er uns darauf mit seinem organischen Indie-Pop-Sound sagen: „Überlegt, was euch wirklich glücklich macht!“ Und spricht da auch von sich.

BLINKER nämlich hat sich rausgeschält aus dem, was ihn hätte zum Juristen machen sollen. Das Studium gegen die Musik eingetauscht, weil er nicht anderen, sondern sich selbst gefallen wollte.

Konservativ? Gutbürgerlich? Heuchelei des Glücks, obwohl man doch alles nur weglächelt? Nein danke! „Fang an zu kehren, es ist noch Platz unter dem Teppich. Wenn man’s nicht sehen kann, dann ist es auch nicht dreckig“, singt BLINKER in LUFT metaphorisch und fast etwas sarkastisch über diesen Fake-Zustand, aus dem er geradewegs zu kommen scheint.

Der 25-Jährige aus Mannheim ist kein Schäfchen, nicht Mainstream, hat keinen Bock auf Statussymbole. Denn: „Was bringt die Rolex, wenn man keine guten Zeiten hat?“, fragt er im Song „Broke“. Seine gute Zeit, das glaubt man sofort, die beginnt jetzt. Dabei wusste er eigentlich immer schon, dass er genau das machen will.

Nur war da zu viel Gegenwind. In seiner Familie wird man irgendwas „Anständiges“, kein Künstler. BLINKER spielte lieber Schlagzeug und E-Gitarre. Er schrieb Songs, hatte Bands und ist nun seit diesem Jahr solo bei Jive Germany unter Vertrag. Da klatscht die Familie dann auch schon mal, sagt der Musiker, doch Erfolge mit Urkunde sind für ihn nicht die wahrhaftigen.

BLINKER, der Mensch gewordene Köder. Er leuchtet hell, lockt mit rebellierenden Songs Feind und Freund an. Und jeder kann sich davon was rauspicken, denn seine Texte reinigen jede Seele, die offen dafür ist. Er spricht aus, was uns alle umgibt und sich doch niemand traut zu sagen.

Mental Health, Selbstfindung, das elendig starre System – von alldem erzählt er mit seiner sehr markanten Stimmfarbe, die so gar nicht typisch Pop ist, sich aber mit den eingängigen Melodien bricht. Fast schon minimalistisch produziert, mit puren Instrumentals und nur wenig elektronischem Unterbau, sind da Indie-Gitarren und ein treibendes Schlagzeug zu seinen punkigen Texten.

Es sind keine großen Politsongs und doch sind sie irgendwie politisch. Das fängt im Kleinsten an. In Details sieht man ja oft die großen Dinge. „Wenn das Färben der Fingernägel als Mann schon ein Akt der Rebellion ist, dann haben wir noch einen langen Weg zu gehen“, sagt BLINKER ernüchtert. Wie die Mischung in seiner Musik, die Komplexes ins Simpelste runterbricht. Derbe und doch poetisch. Nicht 100 Prozent autobiografisch, aber ihm doch schon sehr nah, wie er sagt.

Er ist zugänglich, ohne plump zu wirken. Ganz ohne Codes – weil ihn Exklusivität abturnt – singt er über zwischenmenschliche Beziehungen, die so oft toxisch sind. Und tröstet mit traurigem, was absurd klingt, doch er sagt: „Im Traurigen steckt das Lustige. Und umgekehrt.“

 

Bei schlechtem Wetter findet das Konzert im Hallen-Café statt.

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