Drangsal
30. November 2018
Freitag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
Support: Pabst
In Kooperation mit DELTA-KONZERTE.de
Im April erschien bei Caroline International das zweite Album von Drangsal, dem „neuen Zuchtmeister deutscher Popmusik“ (Spex), dem „De Sade mit Zuckerguss“ (FAZ) und „Weirdo vom Dorf“ (Spiegel Online).
Gut zwei Jahre nach seinem Debüt „Harieschaim“, das auf #29 in die Charts einstieg und den Preis für Popkultur als Newcomer des Jahres nach sich zog, nach zahllosen Festival- und Clubshows quer durch Europa und zuletzt der gemeinsam mit Casper veröffentlichten Single „Keine Angst“, geht 2018 endlich Max Grubers „Zores“ auf uns nieder.
In der Pfalz ist „Zores“ ein gängiger Ausdruck: Eine Gruppe Asozialer, ein Streit, die Wut. Max Gruber, aufgewachsen im pfälzischen Herxheim nahe Landau lässt sich auf „Zores“ auch von den mondänen Melodien der wunderbaren Prefab Sprout inspirieren, erinnert etwa in „Jedem das Meine“ auf charmante Weise an deren Hitsingle „Cars And Girls“ – und an Brucie, der darin feststellt, dass es Dinge gibt, die mehr schmerzen als Autos und Mädchen. Bei Drangsal heißt es: „Ja, ja Brucie träumt life’s a highway / Doch bin ich nur Beifahrer und das day after day“.
Beifahrer sein, das fällt einem wie Gruber schwer, der stets die Kontrolle behalten will und zu wissen glaubt, was gut ist für den Rest der Menschheit. Die Welt der Kraftfahrzeuge als mannigfaltige Metapher findet sich auf „Zores“ auch gepaart mit einer neuerlichen Hommage an seine Heimat. So besingt er im gleichnamigen „Gerd Riss“ den Motorrad-Weltmeister der Herxheimer Sandbahn: „Spitzt einmal noch eure Ohren, ich schrei’s hinab von der Empore / Wer ich bin, wer du bist / Ward als der Sieger auserkoren, du bist zum Scheitern bloß geboren / Stets Standgas“.
Die Drangsal funktioniert nur mit Gegensätzen, nur mit Reibung und braucht deshalb starke Persönlichkeiten um sich. Im Falle der Entstehung von „Zores“ sind das vor allem Produzent Markus Ganter und Co-Produzent Max Rieger, Frontmann der Stuttgarter Rockband Die Nerven. Zu dritt haben sie den Sound der Drangsal neu justiert. Da ist mehr Tiefe auf „Zores“, mehr Raum – die Hörerschaft wird es spüren. Der Song steht im Mittelpunkt, keine Reminiszenzen an ein Jahrzehnt oder Genre. War die Stimme auf dem Debüt noch oft von Hall und Echos verschleiert, ist sie jetzt glasklar. Max Gruber hat der Drangsal’schen Klang-DNA eine unüberhörbare Wendung gegeben.
Für drei englische Songs ist auch noch Platz auf „Zores“: Die 6/8-Ballade „All The Poor Ships At Sea“, „Arche Gruber“ und „ACME“. Letzterer beschließt nicht nur die Platte, ACME bedeutet auch Gipfel, bildet musikalisch einen Höhepunkt und ist das große Finale eines vielschichtigen Albums. Hier tobt sich Gruber mit Co-Produzent Max Rieger, Schlagzeuger Kevin Kuhn (Die Nerven, Karies, Wolf Mountains) und Lap-Steel-Gitarrist Kristoph Hahn bis zur endgültigen Erschöpfung aus.
Am Ende also Lärm. Davor: schwelgerischer Pop, energischer Postpunk und eine Musik der ungewohnten Facetten. Die Drangsal musiziert sich auf „Zores“ gänzlich unbefangen durch die eigenen Gefühlslagen.