Wer behauptet heutzutage nicht gerne, dass man sich um Genres und Grenzen gar nicht scheren würde und immer wieder gerne von der eingeschlagenen Route in unwegsameres Gelände ausbreche? Vom Unkonventionellen, Unvorhergesehenen, Genresprengenden zu sprechen, gehört zur Grundrhetorik fast jeden Musikers. Oft steckt dann doch nicht allzu viel Extravaganz hinter solchen Floskeln. Manchmal aber, manchmal sind diese Begriffe genau treffend, und man müsste nur noch ein paar weitere Beschreibungen wie aufbrausend, verwegen, durchgeknallt, versponnen, ohrenöffnend, respektvoll-respektlos hinzufügen, um auf den Punkt zu kommen: Die Rede ist von The Bad Plus mit Ethan Iverson am Klavier, Reid Anderson am Bass und David King am Schlagzeug. Ein klassisches Piano-Trio also und mithin ein Beleg für die These, dass so eine Dreieckskonstellation noch immer unendlich viele Freiheiten und Möglichkeiten für fantastischste Improvisationsvolten bietet. Kommen die richtigen drei Musiker zusammen, gibt es kein Halten mehr: Gerade ist das neueste, zehnte Studio-Album „Inevitable Western” von The Bad Plus erschienen. Nach einer intensiven Strawinski-Phase im Frühjahr, finden sich auf diesem Album Eigenkompositionen, die unterschiedlichste Motive aufgreifen, Geschichten erzählen, synästhetische Wahrnehmungen evozieren, auf Filme und Bilder referieren und allesamt von einem beeindruckend-souveränen Zusammenspiel zeugen. The Bad Plus sei eine Band mit drei Leadern, sagt Iverson. „Die Sachen, die bei Auftritten gespielt werden oder es auf eine Platte schaffen, sind von drei sehr eigensinnigen Kerlen inspiziert und verarztet worden – das hält die Musik frisch. Und das ist auch eine ziemlich einzigartige Sache in der Szene der improvisierten Musik.“ 15 Jahre spielen die drei nun zusammen, und wenn man die neue Platte hört, hat man das Gefühl, dass sie noch lange nicht genug voneinander haben. Bei Enjoy Jazz stellen sie nun „Inevitable Western“ vor.

Ethan Iverson: p; Reid Anderson: b; David King: dr