The Bad Plus
13. Oktober 2011
Donnerstag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
In den achtziger Jahren fingen die Dogmen sowohl in der Popmusik als auch im Jazz langsam an zu bröckeln: Je weiter das Jahrzehnt fortschritt, desto offener wurde alles. Man musste keiner Bewegung mehr angehören, und die Stilpolizei kam auch nicht jedes Mal um die Ecke gerauscht, wenn man sich versehentlich im „falschen“ Genre tummelte. Zu dieser Zeit lernten sich der Bassist Reid Anderson und der Schlagzeuger David Kind im Norden der USA kennen, spielten in Rockbands zusammen, liebten alles, was Krach machte, und hörten dann auch genauer hin, als ihnen der Pianist Ethan Iverson über den Weg lief und von Jazzern wie Thelonious Monk oder Ornette Coleman schwärmte. Im Jahr 2000, einige Zeit nach diesen ersten Kontakten, fanden die drei schließlich zu einem der unorthodoxesten und erfolgreichsten Jazz-Trios zusammen. Wobei der Begriff Jazz vielleicht zu unscharf ist, um zu umreißen, was bei dieser Formation passiert: Nicht nur Popsongs werden in eine andere, von der Avantgarde geprägte Sprache übersetzt, sondern auch Ligeti oder Strawinski werden kunstvoll, unkonventionell aber immer respektvoll variiert. Die Interpretationslust lässt gerade live einen Sog entstehen, von dem selbst jazzfremde Zuhörer erfasst und nicht mehr losgelassen werden. Ihr aktuelles Album mit dem programmatischen Titel „Never Stop“ ist nun das erste, das ausschließlich Eigenkompositionen enthält – und doch viel über die Weitschweifigkeit und Sammelleidenschaft der drei Musiker verrät. Das ist Post-Jazz mit Haltung: witzig und ernsthaft zugleich, virtuos und immer waghalsig. Und ganz ohne Dogmen.
Ethan Iverson: p; Reid Anderson: b; Dave King: dr