Als Jason Beck nach abgeschlossenem Jazz-Piano-Studium in den Neunzigern von Montreal nach Berlin zog, war er mächtig beeindruckt von den in jedem Keller und Hinterhofhaus wuchernden prekären Kreativzellen. Er ließ Bill Evans und Thelonious Monk hinter sich, firmierte als Chilly Gonzales, zwängte sich in farblich vollkommen durchgeknallte Outfits, tauschte Klavier gegen Sampler ein und produzierte fortan einige Alben lang einen irren Mix aus tanzbaren Elektronik-Frickel-Tracks und überdrehten Raps. Name und Bühnenfigur waren bald in aller Munde, was Gonzales aber zu einer imagetechnischen Kehrtwende nutzte: Plötzlich spielte er ein wunderbares Solo-Piano-Album ein, das ganz minimalistisch daher kam, teilweise ein bisschen nach französischen Impressionisten klang, teilweise nach Jazz. Es folgten Gastspiele mit Helge Schneider und viele weitere Wunderlichkeiten, so etwa ein 27-Stunden-Konzert – Weltrekord. Und nun? Hat er sich mit seinem Bruder Christophe zusammengetan, der als Filmkomponist arbeitet, und mit „The Unspeakable“ das wohl erste Orchester-Rap-Album der Geschichte aufgenommen. Imposantes Volumen, Anklänge an Prokofiev und Morricone, hollywoodreife Epik: Wo ansonsten Rhythmen und Beats die Struktur vorgeben, ist es nun eine symphonische Wall of Sound, auf der Gonzales seine lustigen, satirischen Texte rapt – ein Spektakel, das nun live auf der Enjoy Jazz-Bühne zu erleben ist. 

Chilly Gonzales: p, perc; Martin Bentz: vc; Axel Ruhland: viola; Adam Zolynski: vl; Jansen Folkers: vl; Paul Taylor: perc