Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Frittenbude / Egotronic / Capitain Capa

28. Juli 2011
Donnerstag

Einlass 19:00
Beginn 20:00



Achtung: Einlass ab 16 Jahren. Zwecks Alterskontrolle Ausweis mitbringen!

Frittenbude. Elektropunk. Schlau, stylisch, und anstrengend. Keine introvertierte Adoleszenz aus dem vom Monitor spärlich erleuchteten Kämmerlein, sondern eine Liveband, die Songs schreibt und etwas zu sagen hat. Frittenbude macht Musik für die Gehirne und Tanzaparaturen der Hörer, mit einer ordentlichen Portion Aggression, Anarchie und Selbstzerstörung rappt und punkt man sich über Techno und Elektro-Bounce. Die Kids lieben es sich irgendwo in den Texten wieder zu fi nden, und feiern sich und die Jungs, während Gestern, Heute und Morgen verschmelzen. Dort liegt auch immer wieder der Fokus, auf den dunklen Seiten der bunten Partys: künstlich wirkende Pandabären mit blutunterlaufenen Augen treffen auf wunderschön wunderbar verstörte Mädchen, die in voll pumpenden Nächten vor sich selbst weglaufen, das ewige Spiel der Partnersuche, das immer wieder spätestens beim anbrechenden Tageslicht der Realität scheitern muss.
EGOTRONIC TRIKOTZ NOW! Die Popjournaille, sie wird natürlich sagen, dass es sich bei Egotronic um ein echtes Crossoverprodukt handelt. Nicht nur, dass sie das Suffix -tronic der Schluffigkeit entrissen und mit neuem Selbstbewusstsein versehen haben, nein, hinterm Ego stehen sogar, ganz Freud, drei: BassMann Endi, SoundMann Dr. Tillberg und MasterMind Torsun. Wie sie das Beste aus aktuellen Strömungen für sich, für uns, für alle neu besetzen. Wie sie ausformulierte DIY-Tanzbeats und linke Wach-Texte in für jeden verständliche Klar-Musik giessen. Der kombinierte Antrieb eines sozialen Bewusstseins gegen das Über-Reich. Alles klar soweit, alles schön und gut? So einfach ist das nicht, liebe Freunde! Egotronic raven gegen Deutschland. Wie kommt ihr damit klar? Wenn sie nicht nur auf den Schweini-Wahn und alles wofür er steht, kotzen? Wenn sie auf neoliberalen Schleim verzichten können und Attitude fordern. Denn das gehört zum guten Ton dazu: Egal wie verfeiert du bist, sie verlangen von dir, den Arsch nicht nur über der Tanzfläche hochzukriegen. Du kannst dich also gern herausgefordert fühlen. Kannst an Autos geklemmte Plastikmäste abknicken und den Mist mit der Fahne vom Boden wischen. Kannst über Beton tanzen, druff und dran sein, Steine in die Hand zu nehmen, zum Werfen, zum Ziehen. Bankautomatenkarten zerdrücken, zum Teil Scheiben einschmeissen. Ihr merkt, Feierei und Politik gehen ziemlich gut zusammen. Das hat die Linke nur vergessen. Salonmarxisten tun etwas empört, Salonnazis auch, ihre Indianer haben die Hosen vollgepisst, weil, die können nur Bier saufen und den Arm heben im Nationaltrikot, den Kopf voll Jogginghose. Egotronic sagen wie es ist. Und motivieren zum Um-die-Häuser-ziehen. Deswegen errreichen sie die Basis. Sie feiern links und sie sind cooler. Und ihre Hallen bersten vor Energie. Und solange die Onkelz in ausverkauften AOL-Arenen vor Schweinen in Trikotimitationen mit der 18 spielen, da also was nicht mit der Verteilung und dem Verstand stimmt, solange sagen sie nicht nur was sie ankotzt, sondern machen auch was dagegen und das Beste daraus. Liebe Grüße aus der Hauptstadt. 
Captain Capa, das sind Hannes Naumann und Maik Biermann. Als Sandkastenfreunde schlagen sie sich seit jeher durch die Abenteuer der Thüringer Waldprovinz. Gemeinsam werden die Buddys aus dem beschaulichen Kurort "Bad Frankenhausen" zwischen Videospiel und Garagenpunk groß, bevor sie sich später zusammen in elektronische Gefilde wagen und eine Liebe für große Melodien auf knackigen Beats entwickeln.
Dass Großstadt-Trouble und Hochhaus-Skyline nicht zwingend nötig sind, um sich selbst an elektronischer Popmusik zu vergreifen, beweisen die zwei als sie 2007 ihre Ersparnisse in Sequencer und Synthesizer stecken und eine EP zusammenschustern, die arglos zwischen Sci-Fi-Techno und Emo-Pop umhergeistert.
"These Fights Are Never Over" erscheint auf dem kleinen DIY-Label "Cobretti Records" und wird als Geheimtipp gefeiert, bevor im Mai 2009 das erste Album ansteht. Gemischt, glattgebügelt und wieder aufgerauht von Norman Kolodziej, seines Zeichens Master of Elektrobolz bei Der Tante Renate und Bratze, sahnt "Tonight Is The Constant" als eingängiger Highspeed-Pop bei Kritikern und Publikum ab. Der Longplayer begeistert mit Nurave-Keule, gefühlvollen Elektro-Eskapaden und einem Gesang, der sich nicht so recht zwischen den Emocore-Brettern der frühen 2000’er und dem Gänsehauch der Indie-Helden von der Insel entscheiden kann.
Mit dem Sound tausend geplagter Teenager-Seelen und einem starken Debut-Album in der Tasche ziehen Captain Capa durch die Lande, wo sie sich nicht selten die Bühne mit der Brut der Audiolith-Großfamilie teilen. Die Kollegen von Egotronic, Bratze, Frittenbude oder Juri Gagarin werden zu Freunden: es wird supported, geremixt und kollaboriert. Mit Supershirt, den großen Brüdern im Geiste, entsteht im Oktober 2010 die Split-EP "Tote Tiere", die sich mit einem furiosen Feature-Titeltrack durch die Clubs brennt. Wenige Monate später wird die Band selbst in die Reihen des Label-gewordenen Wahnsinns aufgenommen. Mit "Saved My Life" veröffentlichen Captain Capa 2011 auf AUDIOLITH RECORDS eine konsequent dick aufgetragene Pop-Scheibe, auf der sich noch deutlicher zeigt, welche Einflüsse in Hannes Naumann und Maik Biermann stecken und schon immer nach Ausbruch schrien.
Auch wenn die große, weite Welt aus Captain Capas Strophen tropft und die Refrains verdächtig nach Stadtluft riechen, gewohnt wird immer noch in Bad Frankenhausen, unter dem schiefsten Kirchturm der Welt, im buntesten Haus des Landes. Scheiß auf Skyline! 


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