Jazz Today: ULITA KNAUS & JULIAN LAGE
24. Januar 2010
Sonntag
Einlass 19:00
Beginn 20:00
ULITA KNAUS & Band
Die Sängerin Ulita Knaus, Tochter eines deutschen Vaters und einer venezuelanischen Mutter, Pianist Mischa Schumann, Bassist Gerold Donker und, als jüngster Zugang ihrer Band, der Schlagzeuger Ole Seimetz zeichnen maßgeblich mitverantwortlich für den Sound einer Formation, die ein germanisches Unikat genannt werden darf. Als Ulita Knaus kürzlich den Hamburger Jazzpreis 2009 erhielt, schrieb Stefan Hentz in der „Welt“: „Eine Musikerin unter den Sängern, die sich von Beginn ihrer Laufbahn an nicht auf die Wege eingelassen hat, wo sich die Sängerinnen so herumtreiben, rauchen, hauchen, Nachtclub spielen und die Aura der Fünfziger-Schwarzen-Serie beschwören“. Die schöne Beschreibung wäre auch simpler zu fassen gewesen: Knaus ist schlicht ein Original.
Auf mittlerweile vier Alben hat Ulita Knaus, die ihr Ensemble nach einer Begegnung mit ihrem Idol Dianne Reeves ins Leben rief, zum eigenen Stil inmitten der nicht eben schlecht aufgestellten, femininen Konkurrenz gefunden, nebenher jammte sie mit Koriphäen wie Roy Hargrove und Herb Geller. Dass sie ihre frühen Jahre als Sängerin in Soul-, Funk- und Popbands erlebte, hört man ihrem kaum einer Konvention verpflichteten Gesang zum Glück bis heute an.
Ulita Knaus: voc; Mischa Schumann: p, keyb; Gerold Donker: b; Ole Seimetz: dr
JULIAN LAGE Group
Herkunft ist bekanntlich niemals alles und muss auch keines Künstlers Arbeit unbedingt determinieren. Auf des Artisten Attitüde allerdings kann sie verheerend positive Auswirkungen haben. Dass Julian Lage der San Francisco Bay Area entstammt, ist seiner Musik durchaus anzuhören. Jene Gegend, in der einst die Hippie-Bewegung entstand und auch ihre prägnantesten Bands sich formierten, steht seither für eine auffallende Lässigkeit und auch für die Chuzpe, nicht jede Erwartungshaltung zu erfüllen. Was einem Blumenkind der Sixties noch leichte Übung war, stellt für einen zum Wunderkind erklärten Jazzgitarristen schon eine Herausforderung dar. Der 21jährige Julian Lage hat sich ihr aber nicht nur charmant gestellt, er neigt sogar zur Planübererfüllung – zur Freude seiner Hörer.
Mal solo, mal mit seiner vierköpfigen Band aus Saxophon, Cello, Bass und Schlagwerk brilliert Lage also in fast countryesker Laid-Back-Manier, selbst Miles Davis’ „All Blues“, unterstützt vom ebenfalls blutjungen Pianisten Taylor Eigsti, gerät ihm zur Preziose ohne jede Patina. Erstaunlich ohnehin, noch weitaus erstaunlicher indes, wenn man sich bisweilen das Alter des Musikers in Erinnerung ruft. Wie beiläufig am Frühstückstisch würfelt er Jazz, Blues, Folk, manchmal gar ein Quäntchen Pop und dann nochmals Jazz zur aufregenden, aber niemals aufgeregten Melange, zu der wir uns den Sonnenuntergang überm Pazifik nicht einmal mehr dazu denken müssen. Lage hat ihn schließlich vertont.
Julian Lage: g; Tupac Mantilla: perc; Jorge Roeder: b; Aristides Rivas: vc; Dan Blake: sax