Sport
22. September 2008
Montag
Einlass 20:00
Beginn 21:00
“Unter den Wolken” muss die Freiheit wohl ziemlich eingeschränkt sein. Reinhard Mey benutzte die Wolkenmetapher 1974, um sich Freiheit als etwas Unirdisches vorzustellen. Die Hamburger Band SPORT macht es genau andersrum – lass uns nicht rumträumen, die Grenzen sind ja deutlich sichtbar, und wenn es nur die Wolken sind, lass uns lieber angucken, was innerhalb dieser Grenzen passiert und möglich ist.
Mit ihrem neuen, dritten Album ist der Gruppe SPORT ihr kompaktestes und stimmigstes Werk gelungen. Felix Müller, Sänger, Gitarrist und Songwriter, entwirft Szenarien des durch und durch Irdischen. Das Zwingende und das Notwendige, das Kleine-Fiese-Alltägliche, das Ungewisse, Kaputte, Nicht-Mehr-Funktionierende, das Schadhafte und das Fehlende – er interessiert sich mehr für das Defekte als für das Perfekte. Das allerdings mit großer Hingabe, ja fast schon missionarischem Eifer, mit Präzision und niemals von oben herab. Eine sehr angenehme Form von Mitgefühl prägt seine Texte und Figuren und hat sich auch in seine Stimme gelegt.
Diese Stimme wird getragen von einer Musik, die die drei Herren von SPORT recht deutlich abbildet. Das Leichtfüßig-Elegante und der Formwille Felix Müllers, das Nervös-Antreibende im Schlagzeugspiel Martin Boeters‘ und das Massiv-Gewisse in Christian Smukals Bass. Es ist schon interessant, wie sich Persönlichkeiten in Musik formulieren und in Klängen wiederfinden.
Auch wenn es in den Songs um Defekte geht, die Band läuft sehr gut geölt. Und diese gewisse Gegensätzlichkeit prägt “Unter den Wolken”: Die Songstrukturen sind großflächig und mit langem Atem angelegt, wirken mitunter geradezu auskomponiert und neigen zur späten Überraschung; gefüllt sind sie dagegen mit einer lässigen Selbstverständlichkeit, einer beinahe beiläufigen Musikalität und Spielfreude, die sich die Band in den inzwischen zwölf Jahren ihres Bestehens hartnäckig angeeignet hat.
Eine solche Band beherrscht viele Ausdrucksformen. Es gibt die hingeschmissene Miniatur, aber auch das zunächst karge, dann aber mäandernde Epos, klagende Balladen, schreiende Knaller und den potenziellen Hit. Das ganze basiert auf Rock, mit einem Hang zum Hardrock, aus der Zeit, als der noch warm war und dampfte. Die rhythmischen Dynamisierungen dieses Genres nutzen SPORT zum Schwungholen, zum Weitergehen, wo andere längst stehen geblieben wären.
Felix Müller: voc, g; Martin Boeters: dr; Christian Smukal: b