Brandherd
15. September 2008
Montag
Einlass 20:00
Beginn 21:00
Mit Pete Um, Ergo Phizmiz, Echokrank, DJ Felix Kubin
„Tod dem Attitüdenkarussel!
Es lebe die negative Geschwindigkeit!
Nieder mit übersättigtem Pomp und fanatischem Klanggetüftel!
Elektropunk und Disko Psychedelik statt tontechnischer Sahnehäubchen!“
Gagarin Records Manifest, 24.6.1998
Welches Plattenlabel kann von sich behaupten, nach 10 Jahren roher Existenz immer noch voll und ganz im Glanz des eigenen Gründungsmanifests zu handeln? Gagarin Records, Hamburgs funkelndes Auffangbecken für Fernwehtechniker, parabolische Psykotroniker, trendrenitente Konzeptzwerge und Gegenlärmproteine!
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von Gagarin Records werden drei der Künstler des Labels mit ihren famosen Livedarbietungen präsentiert, ergänzt durch ein DJ Programm zwischen Kunst und Krachdisko von Juri Gagarins telepathischem Erfüllungsgehilfen Felix Kubin:
1. Pete Um („No pressure“)
Zur Selbstkasteiung neigender, hochintelligenter, und darum naturgemäß starken Stimmungsschwankungen ausgesetzter Dichter aus Cambridge. Bewaffnet mit minimalem Equipment (fehlerhafter MD Player, Mikro, ein paar Getränke) und englischem Sarkasmus breitet er auf der Bühne einen stacheligen Algenteppich sperriger elektronischer Miniaturen und doppelbödiger Texte aus. Trotz seiner Bemühungen, sich selbst zu verleugnen, wurde er schon von Ariel Pink und Hot Chip empfohlen und kann, wenn es sein Chemiehaushalt erlaubt, zu Höchstformen des Entertainment auflaufen.
2. Ergo Phizmiz („Eloise My Dolly / Handmade in the Monasteries of Nepal)
Anglo-amerikanischer Exzentriker, in Englands Fankreisen verehrt wie ein Heiliger. Der Radius seiner Aktivitäten ist so groß, dass er sich vermutlich dessen eigener Kenntnis entzieht. Neben Hörspielen und Musikmixen für den BBC ist er ständig in genreübergreifende Projekte verwickelt und produziert ganze Alben an einem Tag. Tausendsassa, der er ist, beherrscht Phizmiz fast alle akustischen und elektronischen Instrumente, sowie deren Modelle im Kleinformat. Seine Musik ist schwer kategorisierbar, wenn auch am ehesten dem Bereich neoklassizistisch-experimenteller Hausmusik zuzuordnen. Auf Gagarin Records erscheint eine Split-LP mit Stücken, die ausschließlich mit Mundgeräuschen erzeugt wurden, sowie einer musikalischen Tanzpuppen-Bauanleitung.
3. Echokrank (kein Titel)
Trommelfellpiercer Brezel Göring (Stereo Total) und Lockvogel „Hotleg“ sind ein Berliner Duo Infernale, das sich einer ebenso kruden wie impulsiven Mischung aus Dub, Psycho, Tempo, New Wave, Actionfilmsoundtrack und 50er Musique Conrète verschrieben hat. Genreübergreifende Zwangsheiraten werden bei diesen zwei neurotischen Perückenträgern ebenso sorglos vollzogen wie nachträgliche Änderungen der Song-Abspielgeschwindigkeit. Bei Livekonzerten drischt das verstolperte Gespann auf Schlagzeug und selbstgebaute Triebventile ein, die sich als funktional verstümmelte Nachbauten historischer Musikinstrumente wie Theremin und Trautonium entpuppen und darum keine hohe Lebensdauer vermuten lassen. Neueste Errungenschaft ist eine in der U-Bahn gefundene alte Punkklampfe, die Göring und Hotleg sofort zu zwei Stücken im Geiste der Ramones inspiriert hat.