Ein Liedermacher, der musikalische Experimente wagt, sich souverän zwischen Folklore und Rockgitarren, zwischen Klarinetten, Trompeten und Jazz bewegt – und gerade durch so kluge wie schlüssige Arrangemententscheidungen jedem Song einen ganz eigenen Charakter zu verleihen vermag. Van Morrison, Tim Buckley, Joni Mitchell fallen einem ein, aber in der deutschen Szene herrscht diesbezüglich eher schrammelige Hausmannskost. Der Liedermacher Gianmaria Testa, in seiner Heimat Italien eine der wichtigsten Stimmen, geht solche Risiken ein, wenn er live und im Studio mit etablierten Jazzern wie Enrico Rava, Stefano Bollani, Bill Frisell, Rita Marcotulli, Marco Paolini oder Gabriele Mirabassi arbeitet. Sein aktuelles Album „Da questa parte del mare“ ist ein Konzeptalbum, dessen Songs um das Thema der Migration kreisen. Da trifft es sich, dass mit dem Trompeter Paolo Fresu für den Enjoy Jazz-Auftritt nicht nur ein Meisterschüler Enrico Ravas gewonnen werden konnte, sondern zudem einer der experimentierfreudigsten und vielseitigsten italienischer Jazzer aus der Generation der nach 1960 geborenen. Der Sarde Fresu, dessen Spiel häufig mit demjenigen von Miles Davis verglichen wird, spielte bereits mit Gianluigi Trovesi, Michel Portal und Aldo Romano und veröffentlichte an der Seite Ravas beeindruckende Tribute-Alben für Miles Davis und Chet Baker.

Gianmaria Testa: voc, g; Paolo Fresu: tp, flh