"lesen.hören 13" (2019)
„LESEN.HÖREN 13“ 22.02. – 10.03.2019
17 Tage Literaturfest in der Alten Feuerwache
unter der Programmleitung von Insa Wilke
Jedes Jahr im Februar und März wird Mannheim zur Literaturstadt! Die Alte Feuerwache öffnete 2019 zum 13. Mal ihre Pforten für das Literaturfestival „lesen.hören“, welches aus der Metropolregion Rhein-Neckar nicht mehr wegzudenken ist. Seit der Etablierung von „lesen.hören“ anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Stadt Mannheim im Jahr 2007 strömten insgesamt fast 64.000Literaturinteressierte in die Alte Feuerwache.
„Auch dieses Jahr habe ich sehr berührende Erfahrungen bei eurem Literaturfest gemacht. Besonders der James-Baldwin-Tag, so emotional und heftig er auch war, hat mich tief berührt und klingt nach. Ich hatte vor vielen Jahren einige seiner Bücher auf Deutsch gelesen, ihn im Film sprechen zu hören, seine wunderbare Sprache und seine beeindruckende Intelligenz, gepaart mit Sensibilität, Wut und Mut, zu erleben, war wichtig und so lese ich jetzt seine Bücher im Original, die Bücher Bender – ein Hoch auf alle dort! – glücklicherweise anbot, mit einem ganz anderen Wissen dahinter. Das ist ja so ein Geschenk von euch an uns, dass wir ZuhörerInnen die Persönlichkeit der Autoren erleben und ihre Bücher mit einem anderen Bewusstsein genießen können. Auch der Abend mit Nino Haratischwili, von der ich schon viel gehört, aber nichts gelesen hatte, war spannend. Was für eine Frau! (…) Was habt auch ihr für ein Glück, euch in solchen Sphären bewegen, den Kopf immer wieder mit neuen Gedanken und Ideen füllen, euch anstecken lassen zu können von intensiven Menschen. (…) Ich freue mich jetzt schon auf das nächste lesen.hören und bin sehr gespannt, was ihr dann aus eurer Wunderkiste hervorzaubern werdet.“ |
Diese Zeilen schrieb uns nach Abschluss des Festivals eine von über 5.600 Besucherinnen und Besuchern. Ganz im Sinne Roger Willemsens wollten wir die Mannheimerinnen und Mannheimer (und uns selbst) auf ein Neues mit unserem Literaturfestival unterhalten, anregen, aufrütteln, bereichern und fordern – das scheint uns geglückt zu sein und dafür sind wir sehr dankbar.
„lesen.hören“ ist unsere Einladung und Aufforderung zu literarischen Entdeckungen und Begegnungen, eine Orientierungshilfe im Labyrinth von Neuerscheinungen etablierter und nachwachsender Autoren, und dabei immer eine anregende Mischung aus Unterhaltung und politischen Stellungnahmen in Zeiten der gesellschaftlichen Umbrüche und Veränderungen.
ERWACHSENENPROGRAMM
In den 1960er Jahren erklärte James Baldwin einer Gruppe von Schüler*innen, warum ihn in seiner Jugend der amerikanische Geschichtsunterricht auf Jahre entmutigt habe. Weil er irgendwann begriffen habe, dass er als Schwarzer darin nicht vorgesehen war. „Würde ich hier als euer Lehrer sprechen“, sagte er zu den Jugendlichen, „dann hätte ich die Verantwortung, euch auf den schrecklichen Sturm vorzubereiten, den man das Leben nennt. So schrecklich, wie er wunderschön ist, aber ihr müsst verstehen, dass er beides ist.“
Genau das kann einen die Literatur lehren, wenn sie weit und frei und kraftvoll ist. Die Literatur kann auch den Raum öffnen, um Erinnerungen zu teilen, Erfahrungen verständlich zu machen. Ein solcher Raum könnte Zukunft bedeuten. Und eine Heimat, die innerlich frei und nicht beengend ist.
Eine solche Heimat würde es möglich machen, den Verbrechen, die unter der Chiffre NSU in unsere „Heimat“-Geschichte eingegangen sind, ins Auge zu sehen und damit auch den Angehörigen der Opfer. Darum haben wir zwei Gerichtsreporterinnen eingeladen, über den Fall zu berichten. Eine solche Heimat klopft sich nicht auf die Schenkel, wenn G.G. Anderson „Nein heißt ja“ singt, wie es die Figuren der österreichischen Autorin Petra Piuk in ihrer bitterbösen Komödie „Toni und Moni“ tun. (Unser Beitrag zu #meetoo.) Einer solchen Heimat hört Nino Haratischwili zu, wenn sie eine tschetschenische als europäische Geschichte erzählt, einer solchen Heimat lauscht María Cecilia Barbetta, wenn sie argentinische Historien der Angst und der Freiheit wach werden lässt. Gefühlvoll war es mit Roger Willemsens Hommage an die Musik, rebellisch mit Erika Pluhar, die Kärntens Dichtungs-Ikone Christine Lavant interpretierte, und ganz hoch flogen wir jubelnd gleich am Anfang: endlich ist es uns gelungen den schon lange umworbenen Joachim Meyerhoff in die Alte Feuerwache zu locken! – „Wahr ist, was uns verbindet!“, diesen Satz des heiteren Forscherpaars Aleida und Jan Assmann, die von den Büchern ihres Lebens erzählten, konnten wohl alle unsere Gäste unterschreiben. Gäste, die so kritisch wie humorvoll, so lebensklug wie todesmutig, so zugeneigt wie entflammbar waren und sind. Und weil es wie alle Jahre auch in diesem wieder einfach zu schön war um aufzuhören, gab es noch: eine Zugabe.
Lang lebe Mannheims literarischer Möglichkeitssinn!
Hier finden Sie das Erwachsenenprogramm von „lesen.hören 13“.
LITERATUR FÜR KINDER UND JUGENDLICHE
2009 wurde „lesen.hören“ um ein Literaturprogramm für Kinder und Jugendliche erweitert, welches von Kindergärten, Schulklassen und Familien gleichermaßen angenommen und aufgrund des großen Zuspruchs jährlich ausgebaut wird. Bereits zum 11. Mal also lud die Alte Feuerwache in diesem Jahr Kinder- und Jugendliche zum Zuhören, Lesen und Mitmachen ins Studio Feuerwache und die externen Spielstätten ein. Wie auch in den letzten Jahren konnten wir in fruchtbarer Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendbibliothek der Mannheimer Stadtbibliothek aktuelle und angesagte Themen anbieten:
Insgesamt haben folgende Autorinnen und Autoren bei uns gelesen: Mehrdad Zaeri, Michael Petrowitz, Rieke Patwardhan, Daniela Kunkel, Susanne Straßer, Friedbert Stohner, Charlotte Habersack, Fee Krämer, Alexander Steffensmeier, und Antje Wagner.
Zu vielen dieser Lesungen bot die Stadtbibliothek passendes Material und Veranstaltungen zur Vor- oder Nachbereitung an. Die Familienveranstaltungen wurden in diesem Jahr vom Autoren des kleinen Drachen Kokosnuss, Ingo Siegner sowie der Autorin von Liliane Susewind, Tanya Stewner präsentiert. Für Musik und viel Spaß sorgte auch diesmal wieder die Jazzband um Alexandra Lehmler. Ein weiteres Mal zeigte sich erfolgreich, dass das Kinder- und Jugendprogramm aus dem lesen.hören Festival nicht mehr wegzudenken ist!
Hier finden Sie das Kinder-, Jugend- und Familienprogramm von „lesen.hören 13“.
BESUCHERZAHLEN
Die 17 Veranstaltungen des Erwachsenenprogramms von „lesen.hören 13“ wurden von knapp 4.000 Gästen besucht. Drei dieser Veranstaltungen waren ausverkauft. Die 16 Lesungen und Familienveranstaltungen im Rahmen von „Literatur für Kinder und Jugendliche“ wurden insgesamt von knapp 1.600 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen besucht. Davon kamen knapp 800 Besucher im Alter von 2-18 Jahren als Kindergarten- und Schulkinder zu den Vormittagslesungen unter der Woche. Die Hälfte dieser Veranstaltungen war bereits lange im Vorfeld ausverkauft. Knapp 750 Besucher zählten die drei Familienveranstaltungen am Wochenende, wovon zwei ausverkauft waren. Die dritte Ausgabe von „lesen.hören“ (22.02.-10.03.2019) zählte damit bei insgesamt 33 Veranstaltungen rund 5.600 Besucher.
DANK
Wir schätzen uns glücklich, über die Jahre ein so treues, neugieriges und offenes Publikum gewonnen zu haben, das mit Begeisterung und großem Interesse an den Veranstaltungen teilgenommen hat, mit uns in die Stadt in die externen Spielstätten gezogen ist und die Freude an diesem Literaturfestival mit uns teilt. Wir danken allen Besuchern von „lesen.hören“ für ihr Vertrauen, ihren Zuspruch und die familiäre Atmosphäre! Damit steht und fällt unser Festival. Ein besonderer Dank gilt auch der Presse, die uns durch ihre zahlreichen Vorankündigungen und Nachberichterstattungen ausdauernd begleitet und großartig unterstützt hat.
Unser herzlicher Dank gilt außerdem all denen, die „lesen.hören“ seit Jahren unterstützen und ohne die wir nicht ein solches Programm auf die Beine stellen könnten: dem Kulturamt der Stadt Mannheim, der GBG Mannheim und dem Land Baden-Württemberg für die finanzielle Unterstützung. stadtmobil Rhein-Neckar für das „lesen.hören“-Auto, KristoNovo Designs für das starke graphische Erscheinungsbild und dem Leonardo Hotel für die Unterbringung unserer Gäste. Vielen Dank auch unseren Kooperationspartnern: der Stadtbibliothek Mannheim, Europa-Morgenland und den externen Spielstätten Atlantis Kino und dem Planetarium Mannheim. Und schließlich gilt unser Dank der BKK Pfalz für die Förderung des Kinder- und Jugendprogramms und Bücher Bender für die engagierte Betreuung des Büchertischs und unserer Autorinnen und Autoren beim Signieren.
VORSCHAU
FR. 21.02. – SO. 09.03.2020
„LESEN.HÖREN 14“ – 17 Tage Literaturfest in der Alten Feuerwache
unter der Programmleitung von Insa Wilke
Das Festivalprogramm werden wir Anfang Dezember 2019 veröffentlichen. Dann beginnt auch der Ticketvorverkauf.