Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Ausstellung: Digitale, Interaktive und Räumliche Transformationen

17. – 24. Mai 2025
17.-18. & 21.-24.05. 15:00 – 23:00 Uhr
(Montag und Dienstag geöffnet auf Anfrage)

Die 16. Ausgabe der B-Seite, dem Festival für visuelle Kunst und Jetztkultur, widmet sich den vielschichtigen Beziehungen zwischen digitalen Medien, Interaktion und Raum. Die präsentierten Installationen setzen sich mit Themen wie Technologie, Wahrnehmung, Sprache, Ökologie und Spielkultur auseinander und fordern das Publikum auf, sich aktiv mit ihrer Umgebung und den Konzepten der Werke auseinanderzusetzen.

Die Arbeiten in der Ausstellung spielen mit Transformation und Wiederholung, Kontrolle und Manipulation, Körperlichkeit und Virtualität. Sie greifen bekannte Strukturen aus der digitalen Welt auf – von klassischen Videospielen bis hin zu rhetorischen Machtmechanismen – und übertragen sie in physische, interaktive Umgebungen. Künstliche Intelligenz analysiert, bewertet und entscheidet, während andere Werke auf den zyklischen Rhythmus von Musik und Bewegung verweisen oder die Grenzen zwischen Mensch und Maschine erfahrbar machen.

Viele der Installationen setzen sich mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen auseinander, sei es die wachsende Eco-Anxiety, die Verführungskraft politischer und wirtschaftlicher Reden oder die Auswirkungen der Konsumgesellschaft. Sie nutzen digitale Technologien nicht nur als Medium, sondern auch als Thema, hinterfragen die Mechanismen von Einflussnahme und Wiederholung und eröffnen neue Perspektiven auf den Umgang mit digitalen Systemen.

Diese Ausstellung lädt dazu ein, einzutauchen, mitzuspielen und nachzudenken – über das Verhältnis von Mensch und Technik, über Kreisläufe und Kontrolle, über Interaktion und individuelle Entscheidungen.

Gezeigt werden Arbeiten von Mots (The Plede), Marshal & Le Sheriff (BreaRth), //////////fur//// (disque rythmique, The ////furer////, SnakePit), Fritzi Haußmann & Jo Jacobs (Ohne Titel), Gunnar Keppler ( Not alive).

Mots
The Pledge – Ein digitales Manifest

Wie entscheiden Maschinen über Zugehörigkeit? The Pledge ist eine interaktive Installation, die Teilnehmende vor eine Wahl stellt: Akzeptieren sie das von einer künstlichen Intelligenz generierte Gelöbnis und sprechen es laut aus – oder verweigern sie sich?

Jede Entscheidung beeinflusst das digitale Kunstwerk, das sich im Laufe der Ausstellung stetig weiterentwickelt. Stimmen und Körper werden von der KI analysiert, akzeptiert oder abgelehnt, bis sich ein fließendes Mosaik aus schwebenden digitalen Figuren formt.

Ein experimentelles Spiel mit Kontrolle, Identität und Akzeptanz – und der Frage, wie sich Mensch und Maschine gegenseitig definieren.

Daniela Nedovescu, Octavian Mot

https://mots.us/

Marshal & Le Sheriff: BreaRth
Vergänglichkeit und Hoffnung im digitalen Stillleben

In BreaRth erwachen vergängliche Schönheiten zu neuem Leben. Eine interaktive Videoinstallation zeigt verrottete Früchte, verwelkte Blumen und Überreste der Natur – klassische Motive des Stilllebens –, die sich vor den Augen des Publikums regenerieren. In dieser digitalen Inszenierung verweben sich Vergangenheit und Zukunft, Vergänglichkeit und Erneuerung.

Das Werk reflektiert die exzessive Überproduktion der Agrarindustrie, die Zerstörung von Lebensräumen und die wachsende Umweltkrise. Themen wie Pestizide, Landübernutzung und Entwaldung werden symbolisch verhandelt, während die Installation die zunehmende Eco-Anxiety – die Angst vor ökologischen Katastrophen – thematisiert.

Inspiriert von der Tradition der Vanitas-Stillleben, die einst die Vergänglichkeit des Lebens ins Zentrum rückten, verbindet BreaRth diesen Gedanken mit einer scharfen Kritik an der Konsumgesellschaft. Doch jenseits der düsteren Prognosen eröffnet das Werk auch einen hoffnungsvollen Blick auf mögliche Zukunftsperspektiven: Es lädt dazu ein, sich auf das Wesentliche zu besinnen, alternative Wege zu erkunden und die Verbindung zwischen Mensch und Natur neu zu denken.

Eine visuell beeindruckende, poetische Auseinandersetzung mit der Klimakrise, die sowohl nachdenklich stimmt als auch Hoffnung spendet.

//////////fur////

Die spielerische Manipulation – Arbeiten von //////////fur////

Das Künstlerkollektiv //////////fur//// bewegt sich an der Schnittstelle von Spiel, Interaktion und kritischer Reflexion. Mit einem subversiven Ansatz hinterfragen sie Machtstrukturen, digitale Kultur und die Grenzen zwischen Realität und Simulation.

disque rythmique – Der Beat ist eine Scheibe erforscht die Rotation als zentrales Prinzip der elektronischen Musik. Die Installation verbindet den endlosen Loop des Beats mit der zyklischen Bewegung der Erde – eine Hommage an die hypnotische Kraft der Monotonie, die durch subtile Variationen durchbrochen wird.

Mit SnakePit wird der Videospielklassiker von Nokia-Handys und MS-DOS-Computern in eine körperliche Multiplayer-Version verwandelt. Eine großflächige Bodenprojektion ersetzt das kleine Display, und statt Knöpfen steuern die Spieler*innen ihre Schlange durch schnelle Richtungswechsel über Fußschalter. Was als harmloses Retro-Spiel beginnt, entwickelt sich schnell zu einem actiongeladenen Wettkampf mit vollem Körpereinsatz.

The ////furer//// hingegen beschäftigt sich mit der Macht der Worte und der Manipulation durch Sprache. Eine kleine Puppe rezitiert ikonische Reden berüchtigter Führungsfiguren – von Diktatoren bis zu charismatischen CEOs – mit lippen-synchroner Sprachausgabe und Handgesten. Indem die Worte mechanisch reproduziert werden, entzieht die Arbeit ihnen ihre suggestive Kraft und lädt dazu ein, sie kritisch zu hinterfragen.

Mit Humor, spielerischer Interaktion und technischer Präzision setzt //////////fur//// gesellschaftliche Themen in Bewegung – mal körperlich, mal geistig, immer mit einem unerwarteten Twist.

https://www.fursr.com/

//////////fur////:  disque rythmique – Der Beat ist eine Scheibe

Die Welt der elektronischen Musik ist untrennbar mit der Vinylscheibe verbunden. Ihr Prinzip ist die Rotation – ein immerwährender Kreislauf, der weit über die Musik hinausreicht. Auch der Rhythmus von Tag und Nacht folgt dieser Logik: Die Erde dreht sich, der Morgen folgt auf die Nacht – und in der elektronischen Tanzmusik gilt: Nach der Vier ist vor der Eins.

Die Kraft des Beats liegt in der Monotonie – ein scheinbar endloses Repetieren, durchbrochen von subtilen Variationen. Klänge und Bewegungen in einem kontinuierlichen Fluss, vergleichbar mit einer rotierenden, rhythmischen Scheibe: der disque rythmique.

Eine klangliche und visuelle Auseinandersetzung mit der Essenz des Beats – zwischen Vinyl, Rotation und dem hypnotischen Sog elektronischer Musik.

//////fur////, 2018 – Plattenspieler, elektronischer Klangerzeuger, Elektronik

//////////fur////:  The ////furer//// – Die Macht der Worte

The ////furer//// ist ein universeller Redenrezitator: Eine handtellergroße Puppe, die bis zu sieben Reden bedeutender – und berüchtigter – Persönlichkeiten aus Politik, Religion und Wirtschaft mit lippen-synchroner Sprachausgabe und Handgesten nachspricht.

Worte sind mächtige Werkzeuge – sie können inspirieren, aber auch manipulieren. Charismatische Anführer, religiöse Prediger oder skrupellose Diktatoren haben sie stets genutzt, um Massen zu beeinflussen. Ob politische Agitation, wirtschaftliche Verheißungen oder religiöse Botschaften – die rhetorische Kraft dieser Reden entfaltet sich oft unabhängig von ihrem tatsächlichen Inhalt.

The ////furer//// stellt diese Worte in einen neuen, neutralen Kontext. Indem er sie mechanisch rezitiert, entlarvt er ihre suggestive Wirkung und lädt dazu ein, kritisch zu hinterfragen, statt blind zu glauben – denn die Verführungskraft der Sprache ist allgegenwärtig.

//////////fur////: SnakePit – Der Videospielklassiker als Full-Contact-Game

Snake, der Urzeitklassiker unter den Videospielen, bekannt aus MS-DOS-Zeiten und als treuer Begleiter auf Nokia-Handys, wird von //////////fur//// in eine körperliche Multiplayer-Version verwandelt.

Wie im Original steuern die Spielerinnen eine Schlange über das Spielfeld, lassen sie Äpfel fressen und wachsen, während sie Kollisionen mit sich selbst und den Gegnerinnen vermeiden müssen. Doch statt monochromer Pixelgrafik und Fingertippen gibt es nun eine großflächige Bodenprojektion, gesteuert über vier gelbe und vier rote Fußschalter an den Spielfeldrändern. Um die Richtung zu ändern, müssen die Spieler*innen schnell reagieren, über das Spielfeld laufen und gezielt auf die entsprechenden Schalter treten. Was zunächst wie ein entspannter Spaziergang beginnt, entwickelt sich rasant zu einem dynamischen Actionspiel, das Körperkoordination und schnelles Denken erfordert. Mit zunehmender Geschwindigkeit steigt auch die Versuchung, durch taktische Unfairness das Spielgeschehen zusätzlich zu würzen.

Ein digital-analoges Spielerlebnis, das Nostalgie mit Bewegung verbindet – retro, aber mit vollem Körpereinsatz!

Fritzi Haußmann & Jo Jacobs – Ohne Titel

Fritzi Haußmann und Jo Jacobs werden für die Ausstellung eine ortsspezifische Installation entwickeln.

Ihre gemeinsame Arbeit erforscht die Wechselbeziehung zwischen Objekt, Raum und Bewegung. Sie spielen mit Transformation, formaler Spannung und der Art und Weise, wie sich Strukturen im Raum entfalten.

Mit ihrem Beitrag zur Ausstellung präsentieren Haußmann und Jacobs eine künstlerische Zusammenarbeit, die sich im Spannungsfeld zwischen Skulptur, Rauminstallation und Projection-Mapping bewegt. Hierbei werden die Projektionen während des gesamten Festivals weiterentwickelt. Das Publikum wird eingeladen, sich auf neue räumliche und taktile Wahrnehmungen einzulassen.

https://fritzi-haussmann.de

https://jojacobs.de

Gunnar Keppler – Not Alive

Gunnar Keppler aka DüsterLeuchten ist als VJ und Multimediakünstler aktiv. Im Mittelpunkt steht das Erzeugen von Farbmustern und beweglichen Bildern durch Programmierung. Er experimentiert mit der Verfremdung der analogen Realität mit digitalen Hilfsmitteln.

„Not Alive“ zeigt in Form einer Projektion den KI – gesteuerten Prozess des Generierens von menschlichen Gesichtern. Das Computer-Programm folgt hier Mustern von Zahlen, die allgemein  menschliche Gesichter repräsentieren und variiert diese zufällig. Es handelt sich hier also nicht um reale Personen sondern um Zahlenreihen, die nach gewissen Regeln in Farben übersetzt werden.

 

 


Mots: The Pledge


Marshal & Le Sheriff: BreaRth


//////////fur////: SnakePit


Fritzi Haußmann & Jo Jacobs


Gunnar Keppler: Not Alive