Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Stadt der 1000 Feuer

23. Januar 2014
Donnerstag

Einlass 20:30
Beginn 21:00



Live-Hörspiel / Performance von Augst / Birke
unter Verwendung von Sprechchortexten aus „Der gespaltene Mensch“ von Bruno Schönlank

Die deutsche Arbeiterbewegung als Diskursmaschine. Geschichte als Mega-Archiv.
In dessen Scharnieren das Individuum und sein persönliches Erleben, als lakonische Privatgeste die Sehnsucht nach einer Utopie. Oder wenigstens ein Marx-T-Shirt?
(Che ist ja voll Nineties)

Hochindustrialisierung, Arbeiterbewegung, Entstehung von Industrielandschaft, explosionsartiger Bevölkerungsanstieg, Zuwanderung etc. prägten das ausgehende 19.Jahrhundert. STADT DER 1000 FEUER knüpft in furioser Stimmenflut daran und an die aus der Industrialisierung resultierenden sozialen Bewegungen an und schaut, was davon übrig ist, was noch von Bedeutung ist an Inhalten, Utopien, Sättigung usw.
Und: Was ist eigentlich Arbeit hier und heute?
In Anspielung auf den alten Beinamen der Industriestadt Gelsenkirchen, Stadt der tausend Feuer, und pünktlich zum 150. Geburtstag des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und damit zur Gründung der historischen Arbeiterbewegung, setzen Oliver Augst und John Birke sich mit dem Arbeitsbegriff in der postindustriellen Informationsgesellschaft humorvoll und rasant-leichtfüßig auseinander. Sie nähern sich dem Thema einerseits aus der Perspektive der Industriegesellschaft und andererseits aus der eines Individuums, das heute auf der Suche nach seinem (Arbeits)Platz in der Gesellschaft ist. Zwar ist von der ‚alten Arbeit‘ noch immer das Ethos geblieben und dient als gesellschaftliche Leitkultur, gleichzeitig nötigt oder inspiriert ein Mangel an Arbeit zu neuen Konzepten: „Wir brauchen keine Arbeit, wir haben immer was zu tun,“ singt Bernadette La Hengst.
Musikalisch/literarisch basiert das Stück auf Sprechchortexten aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und auf einer Reihe von Solostimmen: Porträts von Tätigkeiten, die zu der Zeit als Bruno Schönlank seinen Sprechchor schrieb (oder gar zu Zeiten von Marx), dem Begriffsfeld der Arbeit kaum zugeordnet waren: Praktikanten, Musiker oder (vielleicht ist es Zukunftsmusik) Opfer, die man mieten kann.

"Ein Diskursoratorium, streng in der Form, spielerisch zugleich und süffig." (Frankfurter Rundschau)
Dass packende monumentale Bühnenkunst daraus würde, die einen vom Stuhl haut, hätte man kaum vermutet. Es war aber so. (…) Erstens wird Sprache auf den Bühnen selten so wuchtig, raffiniert und reflektiert als Klangmaterial bearbeitet. Wie hier Chorpartien in sich und im Wechsel mit Solostimmen nebst Jazzgesang Effekt machten, wie sie Prozesse der Fabrikarbeit in Klangrhythmen verwandelten, das beeindruckte einfach. (Frankfurter Neue Presse)

Mit Frieder Butzmann, Gina V. D‘Orio, Sven-Åke Johansson und Charlotte Simon

Chorleiter Projektchor Marcus Rüdel

Sprechchor Monika Abdelmaksoud, Doris Albrecht, Charlotte Brombach, Irene Brügel, Olga Chandra, Brigitte Czock, Felix de Venosta, Rolf Dieterle, Martina Endres, Katja Faßhauer, Anke Fink, Sargam Edda Frahsek, Claudia Germscheid, Jutta Gerstadt, Heike Henckel, Dorothea Hüge, Jörg Jahn, Svetlana Jakel, Hannah Kreft, Sylvia Lausch-Niembs, Julia Mantel, Hans Wilhelm Mügge, Katja Pajunk, Ellen Peine, Willi Picard, Waltraud Rehkopf, Sabine Ries, Chris Rugen, Robert Scherbach, Heike Scheyder, Stefan Schlotterbeck-Macht, Uschi Schmidt-Rickels, Christina Spiegel, Teodora Stamenkovi?, Roswitha Stühlen, Tara Thal, Eva Theireich, Sigrid Thomé, Frauke Treptau, Heide Tschischka, Lüko Willms, Rachel Weigele, Sylvia Wenske, Nele Zimmermann

Text John Birke
Komposition, Bühne Oliver Augst
Regie Oliver Augst, John Birke
Live Mix Marcel Daemgen
Künstlerische Produktionsleitung Jenny Flügge
Ton Ingo Müller

70 Minuten, ohne Pause