Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Gregor Eisenhauer liest: „Der ewige Zweite“.

Café Prag

26. Februar 2011
Samstag

Einlass 19:00
Beginn 20:00



lesen.hören 5

„Und dann nach der Lesung kommt er auf den Autor zu. Unvermeidlich. Ein Glas Wein in der Hand und das wissende Lächeln im Gesicht. Oft bleibt er ganz ruhig dabei stehen, während andere Leser sich Bücher signieren lassen, oder ein, zwei freundliche Worte sagen, was er nicht nötig hat. Denn er ist auf Augenhöhe. Dann, der letzte redliche Zuhörer ist gegangen, steht er immer noch da, hebt das Glas, prostet dem Autor zu in der offensichtlichen Erwartung, unterhalten zu werden – erster Lohn des Ausharrens. „Hat Ihnen die Lesung gefallen?“, fragt der Autor pflichtschuldig, und der schreibende Leser nickt, nicht allzu begeistert, aber wahrnehmbar, denn – und das ist der Grund seines Kommens, es gibt da eine Geschichte, die ist noch unerzählt, und ganz und gar nicht zu vergleichen mit der gerade gehörten, die hörenswert ist, ohne Zweifel, aber doch den Vergleich mit der noch zu erzählenden nicht entfernt aushält.
Also schüttelt der Kumpelleser den Kopf, zum einen, weil er gern nachdenklich wirkt, zum anderen, weil er so dem gerade gegebenen Kompliment den Süßstoff entzieht.
Von all dem bekommt der Autor nicht viel mit. „Schön. Das freut mich.“ Damit glaubt er sich aus den Diensten des Kumpellesers entlassen, aber er irrt.“
„Der ewige Zweite“ entwirft eine kleine Typologie der Spezies „Leser“, eine Galerie der stets Verkannten, nicht allzu ernst im Ton, auf dass auch dieses Buch ein verständnisvolles Gegenüber findet.

Gregor Eisenhauer, geboren 1960, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Zuletzt veröffentlichte er im Mitteldeutschen Verlag „Kleines ABC der vergessenen oder so gut wie nie aufzufindenden Tierarten, nebst einer Erklärung, wie es dazu kam, zum Alphabet“ (2007) und „Die erste Versuchung“ (2009). Daneben schreibt er u. a. Nachrufe für den Tagesspiegel.