Selig
4. Dezember 2010
Samstag
Einlass 20:00
Beginn 21:00
Endlich wieder Selig!
Es war die Sensation des letzten Musikjahres: Selig, eine der wichtigsten deutschsprachigen Rockbands der Neunziger, feierten ihr Comeback in Originalbesetzung. Ihre vierte CD „Und Endlich Unendlich“ stürmte direkt auf Platz 5 der deutschen Charts und wartete zudem mit dem großartigen Singelhit „Wir werden uns wiedersehen“ auf. Erstmals seit ihrem Rückzug vor zehn Jahren spielten die Hamburger im vergangenen Herbst ein Dutzend Konzerte. Nach diesem Siegeszug legen Jan Plewka und Co. jetzt nach: Am 18. November eröffnen Selig in Graz ihre 25 Termine umfassende Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, die am 20. Dezember in Hamburg mit einem Heimspiel ihren Höhepunkt finden wird. Seligs neues Album wird für September erwartet.
Der Stellenwert von Selig ist kaum zu überschätzen. Jan Plewka (Gesang), Christian Neander (Gitarre), Leo Schmidthals (Bass), Malte Neumann (Keyboard) und Stephan „Stoppel“ Eggert (Schlagzeug) kultivierten nicht nur deutschsprachige Texte in der Rockmusik und ebneten so den Weg für viele ihrer Kollegen. Durch eine ihren US-Vorbildern Stone Temple Pilots nicht unähnlichen Ästhetik bereicherten sie auch die in Europa angekommene Grunge-Ära mit Klassikern wie „Sie hat geschrien“, „Ohne dich“ und „Ist es wichtig“. Seligs kommerziellen Höhepunkt markierte ihr Beitrag zum Soundtrack von „Knockin On Heaven’s Door“ (1997). Nach drei erfolgreichen Alben („Selig“, 1994, „Hier“, 1995, und „Blender“, 1997) lösten sie sich 1999 auf, weil sie nicht mehr bereit waren, „dem sinnlichkeitsverschlingenden Hochgeschwindigkeitsdruck des Erfolgs nachzugeben“. Ihre Mitglieder tobten sich seitdem in verschiedenen Projekten wie KungFu, Zinoba oder TemPeau aus.
„Die Kraft des Augenblicks zu fühlen, ist das Schönste im Leben“, erklärte Jan Plewka einmal. Das trifft auch auf Seligs Reunion zu. Plewka, Neander, Schmidthals, Neumann und Eggert trafen sich ohne große Pläne zum gemeinsamen Musizieren und gerieten in einen kreativen Rausch, den keiner der Beteiligten für möglich gehalten hätte. Das daraus entstandene Comeback-Album „Und Endlich Unendlich“ präsentierte Selig als hellsichtige Wanderer der Nacht; auf einer Erkundungsreise durch den Tag. Der Zuhörer sollte spüren, dass sich die Wirklichkeit bewegt, wenn man sie anstößt. Die Freiräume, die sie mit ihrem „Hippie-Metal“ (Selig über Selig) beschritten, waren nötiger denn je.
Sänger Jan Plewka war und ist mit seinem Timbre, das an Rio Reiser und Chris Cornell erinnert, wahrlich kein gewöhnlicher Vokalist. Er ist ein beseelter Emotionsdarsteller, der genau weiß, in welchen Farben er die Töne ausmalen muss, um Wirkung zu erzeugen. Christian Neander gilt immer noch als einer der virtuosesten Gitarristen des Landes. So sensibilisierten Selig den Betrachter abermals für die Magie des Augenblicks, der sich für die Band selbst anfühlte, „als würden wir zum zweiten Mal heiraten“. Sie erkannten die Fügung ihrer ersten und zweiten Zusammenkunft: „Wie das mit Selig funktioniert, das ist einfach ein Geschenk, das man annehmen muss“, gibt Neander zu. Plewka ergänzt: „Plötzlich war unser spezieller Sound wieder da. Da kapierte ich, warum die Leute damals so ausgeflippt sind.“
Während Selig fast an ihrem Erfolg zerbrochen sind, gibt er ihnen heute, über dreizehn Jahre nach dem großen Hype, nicht nur recht – sie haben auch gelernt, damit umzugehen.