Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Jazz Today: DIETER ILG & TORD GUSTAVSEN

17. April 2010
Samstag

Einlass 20:00
Beginn 21:00



Doppelkonzert mit Dieter Ilg - Otello Trio und Tord Gustavsen Quartet

DIETER ILG – OTELLO TRIO
Man könnte es sehr flapsig formulieren und einfach sagen: Dieser Mann schreckt vor fast nichts zurück. Es ließen sich hierfür sogar Beispiele finden: Als Dieter Ilg im Februar dieses Jahres ein Album unter dem Titel „Folk Songs“ herausbrachte, stockte dem Zuhörer zuweilen der Atem. Aus „Guter Mond du gehst so stille“, „Im Märzen der Bauer“ oder „Frère Jacques“ waren mal zarte, mal harsche, stets allerdings im Wortsinne unerhörte Instrumentaljazz-Versionen früherer Gassenhauer geworden. Den Besuchern seiner Konzerte fehlten zumeist die Worte, das Tun des Freiburger Kontrabassisten hinreichend zu würdigen.
Ilg aber war hier noch lange nicht am Ende seiner Vorstellungswelten angekommen, was nun sein neues Otello-Trio aus dem Pianisten Rainer Böhm und dem Perkussionisten und Schlagzeuger Patrice Heral belegt. Ilg hat sich in die Opern-Vergangenheit begeben und aus Verdis Erfolgsstück jene Ingredienzien heraus destilliert, die sich mit dem Jazz zu einer bislang noch nicht gehörten Musik verbinden lassen. Das Ergebnis wird inzwischen nicht nur als intellektuelle Großtat und ein neues Kapitel der Jazzgeschichte beschrieben, es soll zudem einen außerordentlich hohen Unterhaltungsfaktor besitzen.
Dieter Ilg: b; Rainer Böhm: p; Patrice Heral: dr, perc

TORD GUSTAVSEN Quartet
Im Pop gab es vor einigen Jahren eine kleine Invasion der selbstverordneten Zurückhaltung, die als „Quiet Is The New Loud“ mit den norwegischen Kings Of Convenience in die Geschichte einging. Aus Norwegen stammt auch Tord Gustavsen, und irgendwie scheint er im Genre Jazz eine ähnliche Haltung zu verkörpern. Sein impressionistisch geprägter Eklektizismus frönt keinerlei Manierismen, er vereint transatlantische und manchmal sogar karibische Rhythmik mit wortloser nordländischer Mythologie, Gustavsen spielt sein Piano in beinahe roher, spartanischer Manier und findet dennoch zu unglaublichem Reichtum opulenter Bilder. Die Musik des Pianisten lebt von warmen Tönen, wenn er in streng spartanischer Art und Weise seine feinen Arabesken von sacht mit den Besen gestrichenen Drums, von zögerlichen Basslinien umspielen lässt. Manchmal lächelt aus ihnen noch der ewige Mentor des norwegischen Jazz hervor, Jan Garbarek, der vor nun bald vier Dekaden ebenfalls auf ECM seine profunde Definition dessen, was Jazz heute eigentlich bedeutet, in unsterbliche Musik transformierte: „Der Jazz“, sagt Garbarek bis dato, „ist einfach eine Musik, der alle Möglichkeiten offen stehen. Er muss auf keine Formate, Moden oder Grenzen Rücksicht nehmen.“
Eine Maxime, die offenbar auch Tord Gustavsen verinnerlicht hat, ohne deshalb gleich in Rhythmen und Klangfarben zu verfallen, die sich der Verstörung des Zuhörers verschreiben. Seine Melodik ist fast schon romantisch zu nennen, seine Rhythmik tritt mit leisen Sohlen über dicke Teppiche, die Arrangements seiner Stücke zeitigen zarte Aquarelle anstelle harscher Konturen. Hätten die Begriffe sich nicht so fürchterlich verschlissen, man könnte Gustavsens Stücke für Lounge und Chill Out empfehlen. So aber annoncieren wir sie doch weit lieber dem anspruchsvollen Träumer.
Tord Gustavsen: p; Tore Brunborg: sax; Mats Eilertsen: b; Jarle Vespestad: dr 


Tord Gustavsen Quartet


Dieter Ilg