Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Signale: Klang- und Kopfwelten

30. September 2009
Mittwoch

Einlass 19:00
Beginn 20:00



Musikalische Denkwürdigkeiten von Corbett (UA!) bis Rihm mit dem Ensemble SIGNALE nach Texten von Paul Klee, Adolf Wölfli und Daniel Paul Schreber

„Auf volles Verständniß kann ich von vornherein nicht rechnen, da es sich dabei zum Theil um Dinge handelt, die sich in menschlicher Sprache überhaupt nicht ausdrücken lassen, weil sie über das
 menschliche Begriffsvermögen hinausgehen. (…) nur soviel beruht für mich außer Zweifel, dass ich der Wahrheit unendlich viel näher gekommen bin, als alle anderen Menschen.“ schrieb 1903 Daniel Paul  Schreber, Thomaner, Jurist, Senatspräsident und Sohn des „Schrebergarten“-Pädagogen und Orthopäden Moritz Schreber, nach längerem Klinikaufenthalt in seiner Veröffentlichung „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“. Auf der Basis dieser Fallstudie schrieb Sigmund Freud einen Aufsatz, der noch Jahre danach viele Diskussionen hervorrufen sollte.
Ernst Bechert geht dem auf musikalische Weise nach. In seinem Stück „Denkzwang“ (1994) vertont und montiert er Texte von Schreber: Klang- und Kopfwelten werden dabei eins, ohne von gleichem Ursprung zu sein; Augen, Ohren und Verstand diskutieren, ohne direkten Zusammenhang zu haben. Schafft Musik, wo Begriffe versagen? Oder wird dem Hörer die Wahrheit ferner sein, als er zuvor vermutete? Was ist Zwang, was  Klang, was verrückt, was wahr, was war, was ist …?
Mit „Denkzwang“, dem „Wölfli-Liederbuch“ (1980/81) * von Wolfgang Rihm sowie mit Werken von Sidney Corbett und Gerhard Stäbler öffnet Ihnen dieser musikalisch-literarische Abend für Stimme, Klavier und Schlagzeug einen Raum, der verdrängt und weggeschlossen wird, der abseits steht und unbekannt ist, der einen Blick in Klang- und Kopfwelten zeigt, ohne dabei einen Anspruch auf Wahrheit, Schönheit oder Krankheit zu haben. Nur einen hat der Abend – Ihnen musikalische Denkwürdigkeiten aufzuführen. Alles andere ist Ihre Kopfwelt.

Mit dem ENSEMBLE SIGNALE: Johannes M. Kösters, Gesang; Heather O’Donnell, Klavier; Thorsten Gellings, Schlagzeug; Dennis Kuhn, Schlagzeug, Konzept

Mit einer Uraufführung von S. Corbett!

* (Adolf Wölfli schuf während seines 30jährigen Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik ein umfassendes Werk von 1460 Zeichnungen, etwa 1560 Collagen und 25.000 zu Heften gebundenen Seiten und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Art Brut.)