Underkarl
15. Oktober 2003
Mittwoch
Einlass 19:30
Beginn 20:30
TREND ZUM ZWEITHIRN
Underkarl halten (insbesondere dem deutschen) Jazz einen Spiegel vor. Was ist nicht immer die Rede von musikalischen Einflüssen und Sozialisationen. Ohne sie lässt aber sich keine Musik der Welt verstehen. Bei Sebastian Gramss und seiner Band ist das nicht anders. Um auf den angesprochenen Spiegel zurückzukommen – die Frage ist lediglich, wo man die Sozialisation sucht?! Jazz hat sich nie nur aus sich selbst gespeist. Und wenn man die aktuelle Platte von Underkarl „Second Brain“ auf mögliche Einflüsse überprüft, wird dies überdeutlich. In Underkarl vereinigt sich ein Musikverständnis, das ohne die Traditionen des Jazz genauso wenig auskommt, wie ohne die (Pop?) Musik der letzten zwanzig Jahre und das so vermutlich nur in Mitteleuropa möglich ist. Underkarl mussten nicht mehr AFN hören, um wahnsinnig exotischer Klänge habhaft zu werden. Sie konnten in Clubs gehen, konnten zu Rock, Wave oder Pop tanzen und konnten hernach alle Platten kaufen gehen. Mal pathetisch, mal feinfühlig erinnert ihre Musik eben noch an Roxy Music, um im nächsten Augenblick ganz kurz wie die Smashing Pumkins und dann aber auch gleich wieder wie verdammt ausgefeilter Jazzrock zu klingen. Jeder, der gerne mal von „ehrlicher“ Musik faselt, kann bei Underkarl verstehen lernen, dass Ehrlichkeit nicht Reinheit bedeuten muss. Andererseits führen Underkarl auch vor, wie weit vorne man sein kann, ohne zwanghaft modernistisch zu sein. Spieglein, Spieglein…