Logokürzel Alte Feuerwache Mannheim

Um was es geht. Bov Bjerg liest aus seinem Roman „Serpentinen“

24. Februar 2020
Montag

Einlass 19:00
Beginn 20:00



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Ist es eine Road-Novel? Ist es eine Vater-Sohn-Tragödie oder doch ein typischer Bov Bjerg, wie man ihn nach dem Bestseller „Auerhaus“ erwartet? – Vater und Sohn folgen im Auto den Serpentinen in die Vergangenheit. Immer wieder fragt der Sohn: „Um was geht es?“ – Und der Vater antwortet nicht, wissend, was er dem Kind aufbürden würde. Beklemmend war diese Szene, die Bov Bjerg 2017 beim Bachmann-Preis in Klagenfurt gelesen hat. Fast explodierend vor verzweifelter Liebe, düster dräuend die Schwere, die über den beiden zu schweben scheint, während sie in Gasthäuser einkehren, wieder ins Auto steigen und die nächste Kurve nehmen. Es ist die männliche Linie, der Bov Bjerg in seinem neuen Roman folgt: „Urgroßvater, Großvater, Vater. Ertränkt, erschossen, erhängt.“ – Wie diese Tradition unterbrechen, das Kind bewahren und schützen? Meisterhaft erzählt Bov Bjerg diese Geschichte ganz von innen heraus, ohne jede Besserwisserei, ohne überhaupt eine Lösung zu kennen und ohne je aufdringlich zu werden.

Die männliche Linie: Wer von Feminismus redet, darf nicht davon schweigen, was in diesem Land in den Seelen von Jungen angerichtet wurde und wird. Wie verbogen die Väter der heutigen Eltern aus der Nachkriegszeit kamen, was sie an Hilflosigkeit ihren Söhnen mitgaben. Wie abwesend diese Väter waren, in sich selbst verborgen. Es sind Geschichten, in denen es nicht um Schuld geht, sondern um Überleben. Bov Bjergs Roman „Serpentinen“ verdichtet diese Themen zu einem spektakulären Text, der keinen ungerührt lassen wird. Denn was ihn trägt, den Text, den Vater und den Sohn und am Ende auch uns, ist die Liebe. Es moderiert der Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel, der für seine klugen Gesprächsführungen bekannt ist.


Bov Bjerg © Gerald von Foris


Hinrich Schmidt-Henkel © Ebba D. Drolshagen